Grüne Schönheit: Auf dem Isar-Radweg unterwegs

Isar-Radweg
Die erste Etappe führte von Scharnitz bis Fall. (Foto: Ulrike Kühne)

Von der österreichischen Grenze bis zur Mündung in die Donau begleitet der Isar-Radweg auf 278 Kilometern den bayerischsten aller Flüsse. Wir haben vier besonders sehenswerte Etappen getestet, die auch für Gelegenheits-Radler gut zu schaffen sind.

Etappe 1 „Die Wilde“: von Scharnitz bis Fall

Am Bahnhof Scharnitz, direkt hinter der österreichischen Grenze, steigen wir auf die Sättel. Rechts die Höhenzüge des Karwendelgebirges, links ragt die große Arnspitze über uns auf. Wir radeln an der Isar entlang nach Bayern hinein ins FFH-Naturschutzgebiet Oberes Isartal.

Noch ist die Isar ein echter Gebirgsfluss, wild und ungezähmt. Seine Äste verzweigen sich in dem Kiesbett nach Lust und Laune, vereinen und trennen sich wieder. Ein Netz glitzernder Wasseradern zwischen in der Sonne leuchtenden Kiesbänken. Bei Hochwasser und nach der Schneeschmelze wird aus den vielen Armen ein einziger, reißender Fluss, der die runden Steine seiner Bänke wie Murmeln verschiebt und verlagert, sich sein Bett mit Gewalt neu aufschüttelt. 


Der Fahrtwind duftet harzig. Am linken Ufer radelt man über kargen, kalkigen Boden zwischen kleinen Kiefern entlang und ahnt, woher der Fluss seine türkisgrüne Farbe mit der Transparenz von Milchglas hat. Er schiebt das Kalkgestein nimmermüde vor sich her, eine unaufhörliche Produktion feinster Kreidepartikel, die im Wasser schwimmen.

Start/Ziel: Scharnitz/Fall
Distanz: 38 Kilometer
Weg: Meist asphaltiert oder geschottert, gelegentlich mäßige Steigungen
Höhepunkte: Naturschutzgebiet hinter Scharnitz, Mautstraße
Tipp der Redaktion: Nach Lenggries weiterfahren und mit der Bergbahn aufs Brauneck zum Höhenwandern

Wo rechts Rotwand- und Karwendelspitze aufragen, weitet sich das Tal. Hier hat der Mensch die wilde Schönheit in ein Korsett gepresst: Schnurgerade schießt die Isar in Mittenwald durch ihren Kanal. Bis Wallgau führt die Strecke selten direkt am Fluss entlang, dafür gibt es in den Orten am Weg Gelegenheit zur Einkehr. Wer kein Picknick dabeihat, sollte die wahrnehmen. Denn hinter Wallgau zweigt der Weg in die Mautstraße nach Vorderriss ab und es gibt auf den nächsten 13 Kilometern kein einziges Haus mehr.

Die mäßig befahrene Waldstraße mit ihren 10 nummerierten Parkplätzen ist zwar nicht lang, aber unmöglich schnell zu durchfahren: Immer wieder bietet sie herrliche Blicke auf die alpine Flusslandschaft – mal nach einem Anstieg aus Adlerperspektive, mal ganz nah am wilden Rauschen, durch das vereinzelt Paddler in ihren bunten Kajaks schießen. Wir biegen hinter Parkplatz zwei in einen Schotterweg ab, bis er plötzlich im Wasser endet. Die Isar hat den Weg erobert. Durch eiskaltes Wasser waten wir barfuß auf eine Kiesbank. Ein winziger Frosch springt auf meinen Fuß. Eine fünf Zentimeter große Flussufer-Wolfsspinne huscht über die Wasseroberfläche. Sie ist streng geschützt, ebenso wie die hier heimischen Flussregenpfeifer und Flussuferläufer. Die Eier dieser Bodenbrüter sind so gut an ihr steiniges Bett angepasst, dass man sie versehentlich zertreten würde. Deshalb darf man nur außerhalb der Brutzeit (März bis August) der gefährdeten Flussregenpfeifer und Flussuferläufer hier pausieren.

Die Mautstraße endet in Vorderriss, von hier folgt der Isarradweg der stark befahrenen B 307 bis zum grünen Sylvenstein-Stausee. Am bewachten Badestrand kurz vor Fall kann schwimmen gehen, wer kaltes Wasser nicht fürchtet. Wir erkunden den See lieber mit gemieteten SUP-Boards des Hotels Jäger vom Fall. Wer hier nicht übernachten möchte, kann 13 Kilometer bis nach Lenggries weiterfahren, wo es auch einen Bahnhof gibt.

(Karte/Illustration: Julia Maier)

Unsere Redakteure haben drei weitere Streckenabschnitte des Isar-Radwegs getestet: von Wolfratshausen bis München, von Freising bis Landshut und von Landau bis Thundorf. Mehr darüber gibt es in der Ausgabe 02/2022.

Isar-Radweg

Der Isar-Radweg ist gut genug beschildert, so dass man ihm auch ohne Karte folgen kann. Dennoch empfiehlt sich das Radtourenbuch aus der bikeline-Reihe. Es bietet neben der genauen Streckenbeschreibung samt Höhenprofil und GPS Tracks interessante Abstecher, Hintergrundinfos zu Natur, Kultur und Geschichte. Kontaktdaten von Museen, Bergbahnen oder zum Beispiel Freibädern erleichtern die Planung von Stopps an der Strecke.

 

Verlag Esterbauer 2020 / 120 Seiten / 14,90 Euro

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Matthias Jell

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