Von Bayerischen Tapas und Ziegen-Mozzarella

Die Teilnehmer bereiteten gemeinsam die "Bayerischen Tapas" zu. Foto: Ulrike Kühne

Yvonne Liebls Tapas-Kochkursen und Hofladen-Radtouren treffen sich am Waginger See Einheimische und Touristen, bayerische und internationale Küche. Eine Reise zu den Wurzeln gesunden Genusses im Südosten des Freistaats.

Kein Leberkäse, kein Hackfleisch, kein Schinken? Nein, Fleisch kommt tatsächlich in keinem der Rezepte des „Bayerische Tapas“-Kochkurses im Privathaus von Yvonne Liebl vor. das überrascht die sieben Teilnehmer beim Durchblättern der Rezepte, bevor es ans Schnippeln und Brutzeln geht. 95 Prozent der Gerichte, die in Liebls Küche gekocht werden, sind fleischlos. und das bei Kochkursen im Südosten Bayerns, in einer Region, die stolz auf ihre Weiderinder und die frischen Fische aus dem See ist. Warum?

Yvonne Liebl ist seit zwei Jahren Genussbotschafterin der Ökomodellregion „Waginger See – Rupertiwinkel“. Hier will das Land Bayern den ökologischen Landbau fördern und Bauern helfen, ihre Produkte auch an den Mann zu bringen. Dabei hilft die gelernte pharmazeutisch-technische Assistentin und Gesundheitstrainerin Liebl. Die 49-Jährige zeigt den Menschen in ihrer Küche, wie man mit den heimischen Produkten kochen kann. Und: „Fleisch kennt ja jeder – aber Urdinkel, Einkorn, Emmer oder Purpurweizen?“ Auf die Idee, mit diesen alten Getreidesorten zu kochen, muss man erstmal kommen. Liebl experimentiert am liebsten mit Hülsenfrüchten und Getreide, die sie direkt bei den befreundeten Bauern einkauft. „Mini-Getreide-Backlinge am Spieß auf Gurkensalat“ sind Liebls vegetarische Alternative zu den in Bayern beliebten Fleischpflanzerl mit Kartoffelsalat. Den rötlichen Purpurweizen aus dem wenige Kilometer entfernten Tengling lässt sie in einem Schälchen durch ihre Finger rieseln. Er wird später mit Datteln, Pilzen und Tomaten vermischt in Zucchinischeiben eingerollt.

Bayerische Tapas für den geselligen Abend

 

Ein junges Pärchen aus Teisendorf diskutiert an der Kücheninsel. Markus meint, die Zucchini in seiner Hand müsse in runde Scheiben gehobelt werden, Julia ist für Längsstreifen. Markus setzt sich durch am Gemüse-Hobel, bis Kochkursleiterin Liebl dem jungen Mann über die Schulter schaut und lachend sagt: „Du musst sie schon in lange Scheiben schneiden, sonst kannst du sie nicht rollen.“ Sie hat sich für „Bayerische Tapas“ sechs Rezepte ausgedacht. DarunterGefüllte Zucchini und Auberginenröllchen, an denen Julia und Markus gerade arbeiten. Allerdings gibt es heute nur Zucchiniröllchen – die Auberginen hat Liebl vergessen einzukaufen. Das steckt die 49-Jährige mit einem Lächeln weg. In ihrer Küche geht es locker zu.

Die Idee zu „Bayerischen Tapas“ hat Liebl aus Spanien, wo zum Wein oder Bier eben auch die Tapas gehören. Kleine Häppchen, die den geselligen Abend noch angenehmer machen.

Es geht um Lebensfreude, Genuss und Geselligkeit – in Spanien wie in Bayern. Alles, was an diesem Abend gekocht wird, lässt sich hervorragend mitnehmen zu Grillpartys oder auch zur Arbeit. Beim Kochkurs in der Langobardenstraße „ist das Kochen eigentlich Beiwerk“, meint Liebl. Die Hauptsache: Alle Teilnehmer kommen ganz nebenbei und ungezwungen ins Gespräch. Aus einander meist unbekannten Menschen wird im Verlauf des Abends ein Team.

Türkischer Obazda mit Frischkäse oder Quark

Die 15-jährige Lara aus Trostberg ist mit ihrer Mutter Dani, einer Braumeisterin, und Großmutter Christine da. Aber die drei treten nicht gemeinsam an den Herd. Lara rührt das Dressing für den Käse-Apfel-Salat, Dani rollt Mini-Getreide-Backlinge und Christine tut sich mit dem Banker Werner zusammen, um Kürbiskern-Aufstrich und türkischen Obazda zu zaubern. Im Obazda-Rezept stehen 150 Gramm Frischkäse. In einem sauberen Küchentuch bringt ihnen Yvonne Liebl die geschmacklich „angenehme Mischung aus Frischkäse und Quark“. Sie empfiehlt, es auch mal mit abgetropftem Joghurt zu versuchen

Werner und Christine werden als erste fertig mit ihren Aufstrichen, die sie auf Pumpernickel, Baguettescheiben und als Dip zu Tortillachips anrichten. Während Werner dann hilft, die Zucchiniröllchen zu füllen und Christine ihrer Enkelin zur Hand geht, fällt der Blick des Bankers aus Laufen auf angebratene rote Zwiebeln, die vergessen in einer Pfanne auf dem Herd stehen. „Oh, mir hamma die Zwiebeln vergessen!“ Macht nichts, die streut Christine resolut auf den türkischen Obazda auf und meint „Schaden behoben“.

Bei so einem Kochkurs kann mal viel lernen. Kochen, Teamfähigkeit, kreativ und flexibel zu sein. Nicht-Bayern lernen gleich noch etwas Dialekt dazu. Die in Donauwörth aufgewachsene Yvonne Liebl spricht Hochdeutsch und kann bei Bedarf übersetzen. Am Ende ist es ohnehin egal, ob man weiß, dass „Topfenpalatschinken“ in dieser an Österreich grenzenden Ecke Bayerns Quarkpfannkuchen sind – sie schmecken frisch aus dem Ofen einfach lecker. Werner sieht glücklich aus. „Ihr seid’s alle dermaßen nett“, meint er. Noch bis 23 Uhr sitzen die Köche am Liebl’schen Esstisch, futtern, trinken Bio-Limonade und regionales Bio-Bier dazu und widmen sich der heimlichen Hauptsache des Kurses: Kommunikation. Ganz nebenbei hat Liebl ihre Botschaft einsinken lassen: Moderne bayerische Küche ist „bunt, vielfältig und lecker“.

 

Weitere Infos: www.esspedition-liebl.de/kurse

Waging am See: Genussort und Ökomodellregion

Das Bayerische Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten hat Waging am See als einen von 100 Genussorten Bayerns ausgezeichnet. In der Begründung heißt es: „Der kleine Genussort im äußersten Südosten Bayerns zeigt, wie viel besser uns Rindfleisch, Käse und Bier schmecken, wenn Bauern konsequent auf Prinzipien wie Biodiversität, Slow Food und ökologische Landwirtschaft setzen.“ Außerdem ist das Gebiet „Waginger See – Rupertiwinkel“ seit 2014 eine staatlich anerkannte Ökomodellregion.

Mehr über bayerische Tapas erfahren Sie in der Ausgabe 04/2019.

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Matthias Jell

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