Magic Food: Neue vegane Lebensenergie

gesund leben vegan
Beim "Green Pasta"-Essen in Kirchheim in Schwaben erzählen eine Gräfin und ein Künstler von einem Schicksalsschlag, ihrem Weg zurück ins Leben und dem daraus entstandenen Kochbuch. (Foto: Ulrike Kühne)

Dank seiner Lebensgefährtin, Franziska Gräfin Fugger von Babenhausen, krempelte der Popart-Künstler Mauro Bergonzoli nach einem Herzinfarkt im Jahr 2016 sein Leben komplett um. auf eine komplett vegane Ernährung. Not macht bekanntlich erfinderisch und so entstand das vegane Kochbuch „Magic Food“.

Die „Magic Contessa“, wie sie gern ihre Mails unterschreibt, erzählt in der Küche ihres märchenhaften Hauses in Kirchheim in Schwaben von der Nacht, als das Herz ihres geliebten „Maestros“ streikte. „Ich dachte: Das kann jetzt nicht zu Ende sein, wir haben doch gerade erst angefangen!“ Zwei Jahre zuvor hatte das Paar sich ein heruntergekommenes Anwesen im Unterallgäu gekauft und begonnen, es in ein Country-Atelier für die bunten, ausdrucksstarken Bilder des Künstlers aus Milano umzubauen. Dank der Kardiologen war ihre gemeinsam Liebes- und Lebensgeschichte nicht vorbei, aber Bergonzoli war nicht mehr der Alte. „Meine Augen waren trüb“, sagt er auf Englisch, „ich war immer müde und wurde depressiv.“ Er bekam von dem täglichen Pillencocktail Bauchschmerzen. Seine Pinsel blieben liegen, er spielte immer seltener mit den beiden kleinen Töchtern. „Der Gedanke, dass das immer so bleibt, war deprimierend“, erzählt die Gräfin.

Während der Maler neun Tage nach Hongkong zur Art Basel reiste, stürzte sie sich ins Studium zahlreicher Aufsätze, Blogs und Bücher von Kardiologen und Ernährungswissenschaftlern aus der ganzen Welt. Als der Künstler zurückkehrte, war der Plan ausgearbeitet: Ein Leben ohne Nikotin, Alkohol, Zucker und Gluten, dazu rein vegan. Nur: Wie sollte sie das ihrem „typischen Italiener“ beibringen? Bergonzoli lacht. „Ich rauchte, liebte gutes Essen und Wein.“ Außerdem macht er ohnehin »das Gegenteil von dem, was man ihm sagt«, meint seine Lebensgefährtin schulterzuckend. Also tat sie so, als plane sie die Lebensstil-Umstellung für sich selbst und bot ihm an, mitzumachen. Bergonzoli war dabei.

Besserung schon nach kurzer Zeit


Schon am ersten Tag fühlte er sich besser, nach wenigen Tagen wurden seine Augen wieder klarer. Nach zwei Monaten zeigten die Blutwerte deutliche Besserung. Das Konzept funktionierte. Für den Künstler ein Segen, für die in Memmingen geborene Gräfin eine Herausforderung. Die Hauptdarsteller in ihrem neuen Alltag waren nun saisonal frische Gemüse, Obstsorten und Nüsse, vegane Milchersatzprodukte und glutenfreie Pasta. Für die Adelige aus einer Familie mit vielen Jägern und traditionell deftiger Küche „tat sich eine ganz neue Welt auf, wie wenn man ein Schlaraffenland betritt. Alles war bunt, die Kinder hatten Lust darauf, Mauro fand es köstlich.“

Und nicht nur er. Auch Freunde und Besucher der Galerie wurden mit den selbst ausgedachten Gerichten verköstigt, baten um die Rezepte. Dann kam Corona und gab der Gräfin die Zeit, ihre kulinarischen Ideen in ein Kochbuch zu gießen. Das steht heute aufgeschlagen in der Küche, während die Nachfahrin der berühmten Augsburger Fugger-Familie daraus ihre „Green Pasta“ zubereitet. Sie klopft auf das Cover und meint, „die ganze Corona-Zeit ist hier drin.“ Gemeinsame Monate, die ihr Partner und sie genossen haben. Sie kochte und schrieb, er malte Bilder dazu und begann, Gemüse anzubauen. Vor seinem Atelier schießt Zuckermais in die Höhe, die grün-roten Blätter der Roten Bete stehen in Reih und Glied. Aus dem gläsernen Gewächshaus bringt Bergonzoli nach getaner Arbeit Tomaten und Chillischoten mit hoch zum Haus, wo seine Lebensgefährtin daraus Pastasauce zaubert.

Keine Pillen mehr

 

Auf seine Pillen kann der 65-jährige Maler nach eigenen Angaben heute verzichten. Nur Vitamin B12 und Vitamin D nimmt die Familie als Nahrungsergänzung zu sich. Bergonzoli raucht und trinkt nicht mehr, hat zwanzig Kilo abgenommen. Der zuvor geliebte Champagner schmeckt ihm heute „sauer“. Die Veränderungen seines Lebensstils haben sich gelohnt: „Ich kann dreimal so viel arbeiten wie früher, fühle mich gesund und habe viel mehr Energie“, sagt er. Am Morgen wache er auf wie ein Kind: „Ich öffne meine Augen und möchte losrennen.“

Des Italieners Fazit aus den vergangenen Jahren: „Du lebst, wie Du isst.“ Das ist Magie, findet er. Deshalb hat das Paar sein Kochbuch „Magic Food“ genannt. Überhaupt lieben die beiden dieses Wort. „It’s magic“ wird schon in den wenigen Stunden meines Besuchs bei dem illustren Paar zum Running Gag. In den Ateliers hängen überall Bilder des „magic bunny“, des magischen Hasen. Und die gemeinsame Arbeit an dem Kochbuch war – natürlich – magisch. Auch wenn die Gräfin nach dem Fotoshooting für ihr Kochbuch vom vielen Herumlaufen in der Küche Blasen an den Füßen hatte. Die „Magie“ in ihrem Leben möchten beide gerne mit anderen teilen, durch ihr Buch und seine Kunst.

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Matthias Jell

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