Auf nur sechs Hektar bewirtschaften Winzer an der Donau das kleinste Weinbaugebiet Bayerns. Nur Essig könne man aus dem Wein machen, hieß es in den Fünfzigerjahren. Das hat sich gewandelt, Experten schätzen mittlerweile die Tropfen aus der Oberpfalz.
Wer an Wein aus Bayern denkt, denkt sofort an Mainfranken mit seiner Weinschleife. An Reben, die sich vom Mainufer aus an Holzstützen die Weinberge hinaufschlängeln. Ganz klar: Bayerischer Wein ist Wein aus Franken. Nicht ganz: In der Oberpfalz an der Donau, unweit von Regensburg, liegt das historische Weinbaugebiet Baierwein. Mit seinen sechs Hektar ist es der “David” unter den Weinbaugebieten, “Goliath” Mainfranken ist mehr als eintausendmal so groß. Dennoch haben die Oberpfälzer den Franken etwas voraus. Während in Franken die ersten Belege des Weinbaus auf das Jahr 777 zurückgehen, ist er an der bayerischen Donau bereits um das Jahr 700 erwähnt.
Es ist Ende August. Reinhard Eberl, der Vorsitzende des Fördervereins Baierweinmuseum, sitzt zusammen mit Kellermeister Otto Reichinger unter den sattgrünen Weinstöcken der Weinlaube des Museums. Vor ihnen steht eine Flasche 2021er-Silvaner, der aus den Trauben des Weinbergs hinter dem Museum stammt. Das Baierweinmuseum am Ortsrand von Bach an der Donau ist ein altes Presshaus aus dem 14. Jahrhundert. Die Mitglieder des Vereins bewirtschaften gemeinschaftlich den Weinberg, der der größte zusammenhängende in Bach und Kruckenberg ist.
Wie der Baierwein gerettet wurde
Es war der Tiefpunkt des Baierweins. Eine Handvoll Winzer, die unentwegt weitermachten, bewahrten ihn vor dem Aus. Einen Aufschwung brachten Weinexperten aus Franken, die zu einem Umbau des Weinberges zugunsten frühreifer Sorten rieten. In den 1960ern eröffneten in Bach und Kruckenberg nach und nach Weinstuben, die die Regensburger anzogen. Mittlerweile gibt es wieder 32 Winzer mit Betriebsnummer und mindestens ebenso viele Hobbywinzer, wie Reichinger und Eberl. Die Winzer verteilen sich im Wesentlichen auf die Orte Tegernheim, Donaustauf, Bach an
der Donau, Kruckenberg, Tiefenthal und den Regensburger Stadtteil Winzer. Der Begriff Baierwein ist für das Gebiet gebräuchlich, offiziell heißt es aber Regensburger Landwein. Das kleine Gebiet wird Franken zugerechnet – Bürokratie der EU.
Zehn Jahre für einen guten Wein
Reichinger treibt es bei seiner Arbeit an, sein Wissen weiterzugeben – sei es an sein Kellerteam, mit dem er den Wein für das Museum macht, oder an andere Hobbywinzer. “Es ist schön zu sehen, dass es mittlerweile Winzer gibt, die hervorragenden Wein machen.” Er habe sich sein Wissen mühsam selbst angeeignet. Zehn Jahre habe es gedauert, bis ein vernünftiger Wein entstand. Auch Eberl machte anfangs den Wein zusammen mit dem erfahrenen Kellermeister. Er schätzt besonders die Gemeinschaft, die rund um den Museumsverein entsteht, wenn sie gemeinsam den Weinberg bewirtschaften. Gleichzeitig ist für ihn die Arbeit im Weinberg die beste Erholung. “Sobald ich nach einem langen Bürotag in den Weinberg gehe und hinauf zur Hütte, fällt die Arbeit langsam von mir ab. Wenn ich dann an den Blättern arbeite, dann bekomme ich den Kopf frei.” Vier Rebsorten bauen die Mitglieder des Baierweinmuseums zu Wein aus. Silvaner ist der Hauptwein, hinzu kommt Müller-Thurgau, aus dem sie meistens Federweißen herstellen. Besonders sind die historische Sorte Elbling und der Kerner. Generell überwiegen auch die Weißweine im Gebiet des Regensburger Landweins – Eberl schätzt das Verhältnis zwischen Weißem und Rotem auf 80 zu 20 Prozent.
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