Sind wir allein im Universum? In Würzburg wird nach UFOs geforscht

Sind wir allein im Universum? Mit dieser Frage beschäftigen sich Forscher weltweit - auch in Bayern. (Foto: imago/Shotshop)

Sind wir allein im Universum? Diese Frage treibt viele Menschen um. Einer von ihnen ist Dr.-Ing. Hakan Kayal, Professor für Raumfahrttechnik an der Universität Würzburg. Schon seit seiner Kindheit ist er fasziniert von diesem Thema. Heute hat er es sich beruflich zur Aufgabe gemacht, die Suche nach intelligentem außerirdischem Leben wissenschaftlich voranzutreiben.

Als mir der 57-Jährige für das Interview per Videoanruf zugeschaltet ist, merkt man, dass er Forscher durch und durch ist. Er giert nach Wissen. Danach, Licht ins Dunkel bringen zu können. „Es wäre die größte Entdeckung der Menschheitsgeschichte“ – mit diesen Worten umschreibt Kayal die Tragweite seines Forschungsgebietes. Was er damit meint? Technologie, die unserer deutlich überlegen ist. Und außerirdische Lebensformen, die jegliche irdische Intelligenz überstrahlen.

Es ist ein sensibles Thema. Das weiß auch Kayal. Nimmt man das Wort UFO in den Mund, erntet man meist Hohn und Spott, mindestens aber ungläubige Blicke. Dabei ist es eigentlich seit jeher Aufgabe der Wissenschaft, das Unbekannte zu erforschen – Dinge, die kaum ein Mensch je für möglich gehalten hätte. Doch bei der Suche nach außerirdischen Intelligenzen (SETI) und unidentifizierbaren anormalen Phänomenen (UAP) ist das anders. Die für die meisten Wissenschaftler zugänglichen Daten sind ebenso gering wie die zur Verfügung stehenden finanziellen Mittel und Ressourcen. Eine Suche nach der Stecknadel im Heuhaufen wäre leichter.

UFO-Forschung: Ein Kampf gegen Windmühlen

Erschwerend kommt hinzu, dass die Thematik in der breiten Öffentlichkeit längst stigmatisiert ist. Über Jahrzehnte wurde in den Medien lediglich mit einem Augenzwinkern über vermeintliche UFOs berichtet. Dazu jede Menge Effekthascherei und offensichtlich gefälschte Bilder von Trittbrettfahrern, die ihren kurzen Moment Ruhm einheimsen wollten. Eine Melange, die im Laufe der Zeit dazu führte, dass viele Menschen sofort an kleine grüne Männchen denken, Witze darüber machen und kategorisch ausschließen, dass darin zumindest ein Funken Wahrheit stecken könnte. Viel verbrannte Erde, wenig wissenschaftlich bestellte Felder.
Hakan Kayal scheut diesen Kampf nicht. Auch aus diesem Grund gründete er 2016 an der Universität Würzburg das Interdisziplinäre Forschungszentrum für Extraterrestrik (IFEX), dessen Ziel es ist, die Weltraumforschung voranzutreiben. Dazu gehören vorrangig das Sonnensystem, Sterne, Galaxien und insbesondere die Entwicklung von Technologien wie Satelliten. „Aber auch das Thema der extraterrestrischen Intelligenzen war von Anfang an Bestandteil davon. 2022 haben wir zusätzlich auch die UAP-Forschung mit in die Statuten aufgenommen“, erklärt Kayal. Auf die Frage, wie sich all das finanziert, antwortet der Wissenschaftler mit einem Lächeln und fügt dann hinzu: „Gar nicht. Im Moment finanzieren wir das alles aus schwindend geringen Haushaltsmitteln.“ Auch personelle Kapazitäten gibt es kaum.
Doch aller Anfang ist bekanntlich schwer. So tastet man sich am IFEX Schritt für Schritt voran. „Wir entwickeln Software, um sie später für die Erkennung von UAP einsetzen zu können.“ Der Begriff UAP hat vor wenigen Jahren weitestgehend den Begriff UFO ersetzt, auch aus Imagegründen. Im Kern meinen beide Begriffe aber das gleiche: unidentifizierbare Objekte. Ob nun in der Luft oder im Wasser. Erstmals Fahrt aufgenommen hat die UFO-Thematik 1947, als der US-amerikanische Pilot Kenneth Arnold nahe des Mount Rainier mehrere unidentifizierbare, scheibenförmige Flugobjekte meldete. Aus dem selben Jahr datiert die Meldung über einen vermeintlichen UFO-Absturz in der Wüste von Roswell im US-Bundesstaat New Mexico.

3,3 Prozent der gemeldeten Phänomene nicht erklärbar

Seit dieser Zeit gab und gibt es immer wieder Meldungen und Berichte über ähnliche Sichtungen – weltweit. In den meisten Fällen lassen sich solche Sichtungen rational erklären: Es handelt sich um Flugzeuge, Drohnen, Satelliten, Naturphänomene oder einfach nur Vögel. Laut einer statistischen Auswertung von GEIPAN, einer Abteilung der französischen Raumfahrtagentur CNES, sind jedoch etwa 3,3 Prozent der gemeldeten Phänomene wissenschaftlich nicht erklärbar. Meist handelt es sich dabei um Objekte, die unnatürliche Merkmale aufweisen: keine Tragflächen, keine Flügel, Stillstand in der Luft, Beschleunigung und Geschwindigkeiten, die menschliche Technologien nicht erreichen können – zumindest keine der bekannten.
Originalaufnahmen von Kampfjetpiloten der USS Nimitz. Dieses unbekannte Flugobjekt war den Kampfjets in allen Belangen überlegen. Ein von Menschen hergestelltes Flugobjekt? Oder von Aliens? (Foto: U.S. Department of Defense/dpa)

Die UFO-Videos der USS Nimitz

Wie etwa bei den Beobachtungen, die NAVY-Piloten des Flugzeugträgers USS Nimitz im Jahr 2004 in der Nähe von San Diego machten. Mit ihren Bordkameras filmten sie Tic-Tac-förmige Objekte ohne Tragflächen, die zu schier unglaublichen Flugmanövern imstande waren. Auszüge dieser Videos veröffentlichte die New York Times 2017. Eine Studie über die Flugeigenschaften dieser Objekte kommt zu dem Schluss, dass deren Beschleunigungen im Bereich von 76g bis 5370g lagen. Könnte ein menschlicher Pilot einer solchen Beschleunigung überhaupt standhalten? „Nein. Für erfahrene Kampfpiloten mit Spezialanzügen wäre die Grenze bei maximal 7g erreicht. Danach würden sie bewusstlos werden“, erklärt Hakan Kayal, der es auch für ausgeschlossen hält, dass Menschen ein solches Flugobjekt bauen könnten. Und wenn doch? „Dann würde ich mich auch freuen. Denn dann könnte auch die Zivilgesellschaft in ferner Zukunft von dieser Technologie profitieren und ich könnte innerhalb von zwei Minuten von hier nach New York fliegen“, sagt Kayal schmunzelnd.

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Doch wie glaubwürdig sind solche Videos und Berichte wie die der Piloten von der USS Nimitz? Kayal: „Die Videos alleine beweisen meiner Meinung nach gar nichts. Was ich interessanter finde, sind die identischen Berichte der Piloten. Allesamt erfahrene Piloten, die selbst nicht glauben konnten, was sie da vor sich sahen. Das macht es für mich authentisch und daher sollte man es ernst nehmen.“ Zumal es in den letzten 80 Jahren immer wieder ähnlich gelagerte Berichte von Piloten gab, also auch in Zeiten vor Drohnen und vor dem Internet. Sowohl von Militärpiloten als auch von Verkehrsflugzeugpiloten.

UFO-Meldestelle in Würzburg geplant

Die Dunkelziffer solcher UAP-Sichtungen von Piloten dürfte jedoch deutlich höher sein. Denn offizielle Meldestellen für derlei Phänomene gibt es kaum, zudem fürchten viele Piloten um ihre Reputation und ihre Karriere, sollten sie so etwas publik machen. Dafür ist das Thema zu vorbelastet. Doch Hakan Kayal möchte mit seinem Forschungszentrum IFEX auch dort genau ansetzen: „Wir arbeiten daran, Piloten künftig eine offizielle Meldestelle für solche Sichtungen bieten zu können. Keiner von ihnen soll mehr Angst haben müssen, so etwas zu melden.“ Und nicht nur das. „Für uns wäre hier eine Zusammenarbeit mit staatlichen Stellen wie Flugüberwachung oder auch der Polizei ein großer Wunsch“, sagt Kayal.
Denn nur wenn Daten vorliegen, können Forscher diese analysieren und auswerten. Für den Würzburger Professor das Kernproblem: „Wir brauchen Daten. Wir haben sie aber leider nicht.“ In den USA ist man in dieser Hinsicht einen Schritt weiter. Dort werden seit geraumer Zeit entsprechende Daten gesammelt. Dabei wird unter anderem auch mit einbezogen, wie vertrauenswürdig die Quelle ist, aber auch ob die Sichtung durch eine einzelne Person oder durch mehrere Personen aus verschiedenen Perspektiven erfolgte. Der Kontext ist hier für die Wissenschaftler entscheidend.
Am IFEX in Würzburg ist so etwas noch Zukunftsmusik. In Sachen UAP-Forschung hat man dort bis dato nur die Möglichkeit der Beobachtung, um eigene Daten zu sammeln. Dafür wurde eine spezielle Kamera entwickelt und auf dem Dach installiert, die nun Objekte und Phänomene am Himmel über Würzburg beobachtet und mithilfe von KI auswertet. Stand jetzt: ein Testsystem, mehr nicht. Zusätzlich wird am IFEX aktuell ein automatisiertes Meldesystem für UAP-Sichtungen entwickelt.
Prof.-Dr. Hakan Kayal forscht am Interdisziplinären Zentrum für Extraterrestrik (IFEX) der Universität Würzburg nach UFOs und intelligentem außerirdischen Leben. (Foto: dpa/Karl-Josef Hildenbrand)

Kayal: “UFOs sind keine Glaubensfrage”

Trotz aller öffentlichen Skepsis und Versuchen, die UFO-Thematik weiter ins Lächerliche zu ziehen, lässt sich Professor Kayal nicht von seinem eingeschlagenen Weg abbringen. „Das Nicht-Wissen treibt mich um. Mir gefällt das nicht“, sagt er und verweist auf ein Zitat von Albert Einstein, das er in seinem Büro hängen hat: „Das Schönste, was wir erleben können, ist das Geheimnisvolle. Es ist das Grundgefühl, das an der Wiege von wahrer Kunst und Wissenschaft steht. Wer es nicht kennt und sich nicht mehr wundern, nicht mehr staunen kann, der ist sozusagen tot und sein Auge erloschen.“
Die Frage, ob es intelligentes außerirdisches Leben gibt, ist für Hakan Kayal keine Glaubensfrage: „Angesichts der Größe des Universums halte ich es für wahrscheinlich. Wenn es intelligentes Leben im Universum gibt, das womöglich Millionen von Jahren älter ist als wir, dann halte ich es für möglich, dass diese Spezies auch viel weiterentwickelt ist als wir – auch in Sachen Technologie.“ Angenommen, zumindest einige der UAP-Berichte entsprächen der Wahrheit und sowohl intelligente, außerirdische Lebewesen als auch deren Flugobjekte existierten wirklich: Wäre die Menschheit überhaupt bereit für diese Wahrheit und diese Zeitenwende? „Wenn ich mir die Welt so ansehe, dann muss ich das verneinen. Jede dieser Technologien bietet auch ein Missbrauchspotential. Ich würde es der Menschheit zutrauen, derartig neues und überlegenes Wissen ins Negative umzukehren.“
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