Sehenswertes am, im und um den Chiemsee

Die Fraueninsel befindet sich im Hintergrund des Schiffes. Foto: Chiemgau Tourismus e.V.

Das muss man am Chiemsee erlebt haben. Ein Überblick:

Herreninsel

 

Für die meisten Besucher ist das „bayerische Versailles“ wohl die Hauptattraktion der Insel: König Ludwig II. ließ nach dem Kauf der Insel 1873 den Grundstein für das Neue Schloss 1878 legen, vollendet wurde es nie. Besichtigt werden können verschiedene große Schauräume, darunter das Paradeschlafzimmer und der 98 Meter lange Spiegelsaal.

 

Doch es gibt nicht nur das Neue, sondern auch das nicht minder sehenswerte Alte Schloss, das nach der Säkularisierung vom ehemaligen Kloster in das Schloss Herrenchiemsee umgestaltet wurde. In vier Museumsbereichen werden 1200 Jahre Bayerische Geschichte dokumentiert. Besondere Bedeutung hat der sogenannte Konventstock im Ostflügel: Hier tagte 1948 der Verfassungskonvent zur Vorbereitung des Grundgesetzes für die Bundesrepublik Deutschland.

 

Tipp: Von den Anlegestegen der Chiemsee-Schiffe kommt man zuerst zum Alten Schloss. Danach kann man im Norden der Insel die malerisch gelegene Kreuzkapelle aufsuchen und dann Richtung Süden zum Kanal des Neuen Schlosses gehen, von wo aus man einen eindrucksvollen Blick auf das Gebäude und die Gärten hat.

Fraueninsel

Die Insel mit dem Kloster und Fischerdorf ist nur zwölf Hektar groß, aber von rund 250 Einwohnern dicht besiedelt. Schon bei der Anreise mit dem Schiff sieht man den Kampanile, einen Turm aus dem 11. Jahrhundert, der erst im 13./14. Jahrhundert zum Glockenturm des Münsters wurde. Die Benediktinerinnen-Abtei Frauenwörth wurde laut Überlieferungen im 8. Jahrhundert gegründet. Die Karolingische Torhalle war einst der einzige Eingang ins Kloster. Am Inselfriedhof kann man die Gräber von Mitgliedern der Künstlerkolonie Frauenchiemsee besuchen, darunter vom Maler Max Haushofer und Schriftsteller Felix Schlagintweit. Tipp: Rundgang um die Insel gegen den Uhrzeigersinn, in den Cafés und Wirtshäusern eine Rast einlegen.

Prien

Das 1913 gegründete Heimatmuseum, das in einem Handwerkerhaus aus dem 14. Jahrhundert untergebracht ist, dokumentiert das bäuerliche, bürgerliche und Handwerker-Leben von früher. Die Ausstellung „Historische Galerie der Chiemseemaler“ zeigt einen Einblick in zwei Jahrhunderte Künstlerlandschaft Chiemsee.

Tipp: Wer vom Bahnhof in Prien zum Hafen will, sollte unbedingt mit der legendären Dampflok-Straßenbahn fahren: Die Schmalspurbahn wurde 1887 gebaut, um Besucher zu befördern, die nach dem Tod von König Ludwig II. in Scharen kamen, um das Neue Schloss zu besichtigen, und in Prien ein Verkehrschaos auslösten. 

Seebruck

 

Wo 50 n. Chr. der römische Ort Bedaium, benannt nach einem keltischen Lokalgott, entstanden war, fand man Spuren einer mehrtausendjährigen Siedlungsgeschichte. Zur Römerzeit war Seebruck eine Art Verkehrsknotenpunkt: Hier führte die Via Iulia von Augsburg über eine Alz-Brücke nach Salzburg und traf mit einer Straße vom Pass Thurn zusammen, die nach Regensburg und Passau führte. Das Römermuseum Bedaium veranschaulicht die wissenschaftlichen Erkenntnisse mit historischen Funden (bei Redaktionsschluss war das Römermuseum noch wegen Umsetzung der Pandemie-Richtlinien geschlossen, Anm. der Red.). Auf einem beschilderten archäologischen Rundweg von insgesamt 27 km Länge, der von Seebruck über Truchtlaching nach Seeon führt, kann man 4000 Jahre Menschheitsgeschichte entdecken.

 

Tipp: Das Keltengehöft Stöffling bietet einen Kilometer nordöstlich von Seebruck bis September einen Kelten-Abenteuernachmittag für Familien mit Kindern an. Das Gehöft kann bei freiem Eintritt ganzjährig jederzeit besucht werden.

Naturschutzgebiet Mündung der Tiroler Achen

 

Das Mündungsgebiet gilt als ein in Mitteleuropa einzigartiges Binnendelta. Die Tiroler Achen, der Hauptzufluss des Chiemsees, bringt Kies, Sand und Schwebstoffe mit, die sich hier ablagern. Die entstandene Landschaft ist ein einmaliges Naturparadies für zahlreiche Vogel- und Pflanzenarten.

 

Tipp: Von der Ausflugsgaststätte Hirschauer Bucht bei Grabenstätt, die auch zur Einkehr empfohlen wird, an Streuwiesen vorbei durch Laubwäldchen und einen Auwald in die Kernzone des Naturschutzgebietes wandern (zu Fuß oder per Rad). Am Ufer gibt es einen Vogelbeobachtungsturm (genaue Tourbeschreibungen im „Natur- und Kulturführer Chiemsee“ vom Chiemgauer Verlagshaus).

Hochmoore Kendlmühlfilzen und Hackenfilz

 

Die Moorgebiete, die etwa 1800 Hektar groß sind, gehören zu den wichtigsten Hochmooren in Süddeutschland. Die nördlich von Grassau liegende Kendlmühlfilzen ist das größte zusammenhängende Hochmoor in Bayern. Gebildet wurde es aus der Verlandung des Chiemsees, der vor 10000 Jahren bei seiner Entstehung eine Fläche von 240 Quadratkilometern bedeckt hatte (inzwischen 80 Quadratkilometer). Der Torf wurde bis in die 1980er Jahre abgebaut, von der Geschichte erzählt das Bayerische Moor- und Torfmuseum am Torfbahnhof in Grassau. Durch das Moor führen einige wenige Wanderwege, Spaß für die Familie bietet der Moorerlebnisweg am Museum Salz & Moor.

Die Bilder des Malers Julius Exter

 

Viele Künstler zog es an den Chiemsee, manche ließen sich hier dauerhaft nieder. 1828 gründete Maximilian Haushofer die erste Malerkolonie auf der Fraueninsel. Die Chiemseemaler waren frühe Freilichtmaler, weitere Künstler folgten. Julius Exter, ein Mitbegründer der Münchner Secession, richtete sich in Feld-wies bei Übersee eine Malschule ein, die in ganz Europa bekannt wurde, und zog 1917 endgültig an den See. Das Wohnhaus mit Atelier und prächtigem Garten des „Farbenfürsten“ ist noch heute zu besichtigen. Einige Bilder des avantgardistischen Malers sind auch im Alten Schloss auf der Herreninsel zu sehen.

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Matthias Jell

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