Die Sonne brennt: Mit schmerzverrzertem Gesicht kämpft sich Jan Ullrich die knapp 14 Kilometer mit durchschnittlich 8,1 Prozent Steigung hinauf auf die legendäre Tour de France-Bergankunft L’Alpe d’huez. Diese Bilder aus meiner Kindheitgehen mir durch den Kopf, als ich auf den Weg von Kelheim zur Befreiungshalle hinauf radele.
Auf den Spuren der Kelten
Jedoch bin ich noch aus einem anderem Grund hier: Zusammen mit Museumsleiter Dr. Bernd Sorcan habe ich mich vom Archäologischen Museum in Kelheim auf eine Zeitreise zu den Kelten begeben. Hier oben auf dem Michelsberg wurden Teile einer frühkeltischen Befestigungsanlage entdeckt. Eine Mauer davon wurde hier rekonstruiert. Von Sorcan habe ich erfahren, dass die Siedlung „Alkimoennis“ bei Kelheim ein bedeutendes Keltenzentrum war, sogar mit eigenem Münzwesen. Spuren davon findet man auch an der Schleuse Kelheim-Gronsdorf, wohin wir zuvor einen Abstecher unternahmen. Hier steht ein massiver Bau aus Stämmen und Steinen – der Nachbau eines keltischen Stadttores, eine von 18 Stationen des Archäologiepark Altmühltal.
Doch zurück auf den Michelsberg: Wir nehmen die Waldroute in Richtung Kloster, auf der sich sanfte Abfahrten und Hügel abwechseln. Im vom Laubbäumen dominierten Wald liegt immer wieder Totholz. „Man überlässt die Natur wieder mehr sich selbst“, sagt Sorcan. Viele Buchen prägen das Bild, doch auch Eichen sind zu sehen. „König Ludwig I. wollte sie für den Schiffsbau“, sagt Sorcan.
Die Wertschätzung des Königs für die Weltenburger Enge war groß: 1840 erhob er das Gebiet zum Naturdenkmal. Das war von der Keltenzeit bis ins Hochmittelalter anders – der Michelsberg war Eisenerzabbaugebiet mit rund 6 000 Schürfgruben. Vereinzelt erkennt man diese Mulden noch. Dabei wurde gnadenloser Raubbau mit exorbitantem Holzverbrauch betrieben. „Waren die Bäume weg, war auch der Mensch weg“, sagt Sorcan. So konnte sich die Natur wieder entwickeln.
Auf dem Weg zum Kloster Weltenburg
Nach wenigen hundert Metern auf der Waldroute der erste Stopp an einer Infotafel: Dahinter sind Erdhügel – ein Teil des Inneren Keltenwalls. Die Erdhügel des ehemals über drei Kilometer langen Äußeren Keltenwalls sehen wir, kurz bevor wir nach links in Richtung Kloster abbiegen. Nach etwa vier Kilometern durch den Wald geht es auf Asphalt 1,5 Kilometer bergab nach Stausacker. Viel Wasser und wenige hundert Meter liegen zwischen mir und Kloster Weltenburg. Ganz ohne Motorkraft fahre ich mit der Seilfähre über die Donau.
Nach dem Klosterbesuch samt Stärkung heißt es auf dem Rückweg erneut übersetzen. Die nächste Bergwertung ab Stausacker steht an: Diesmal aber kein persönliches Alpe d’Huez, eher ein mittelschwerer Vogesen-Berg. Wichtig hierbei vor dem Rechtsabbiegen zurück in den Wald: die zweite Abzweigung nehmen. Nachdem der Berg geschafft ist, geht es zunächst gut einen Kilometer relativ unspektakulär durch den Wald. Auf der bei Wanderern beliebten Donauroute angekommen, folgt eine flotte und rasante Abfahrt. Hier sind die Wanderer klar in der Überzahl, also Hand zur Bremse. Am Ende geht es an einer Streuobstwiese vorbei – und der Lohn folgt: Die restlichen drei Kilometer nach Kelheim führen flach an der Donau mit ihren eindrucksvollen Felsformationen entlang.
Weitere Informationen gibt es im Archäologischen Museum Kehlheim unter www.archaeologisches-museum-kelheim.de
Die Weltenburger Enge kann man auch zu Fuß und mit dem Kanu erkunden. Zur Ausgabe 04/2019.
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