Die Landshuter Hochzeit ist ein mittelalterliches Dokumentarspiel, das zu den größten in Europa zählt. Oberflächlich betrachtet, steht bei einer Hochzeit natürlich das Brautpaar im Mittelpunkt. Doch bei der Landshuter Hochzeit sorgen rund 2.500 Darsteller alle vier Jahre dafür, dass dieses Spektakel internationale Bekanntheit erlangt hat. Fünf davon stellen wir vor.
Korbinian Schweiger: “Einmal Gaukler, immer Gaukler”
Die wichtigsten Turnfiguren der Gaukler
Pyramide: Ein von den Gauklern gebildeter Turm aus bis zu vier “Stockwerken” mit einer Gesamthöhe von etwa sieben Metern. Ganz oben steht ein Kind.
Stern: Ähnlich wie bei der Pyramide ein Turm, nur dass hier zwischendrin noch Gaukler im Liegestütz liegen und darauf ein weiterer Gaukler einen Handstand macht.
Fuchsprellen: Dabei bilden mehrere Gaukler zwei gegenüberstehende Reihen und fassen sich fest an den Armen. Ein weiterer Gaukler legt sich auf die Arme und wird immer höher geschleudert. In der Luft macht er Saltos und rudert mit Armen und Beinen.
Oliver Schropp: Kindheitstraum Ritter
“Es war, wie nach langer Zeit endlich heimkommen”, beschreibt Oliver Schropp das Gefühl, als er vor 31 Jahren erstmals auf einem Pferd saß. Vom Reiter zum Ritter sollte es aber noch ein langer Weg sein. “Ritter zu sein, war schon immer ein Kindheitstraum von mir”, erinnert sich der heute 54-Jährige. 2007 sollte sein Traum endlich wahr werden, als er sich der Rittertruppe der Landshuter Hochzeit anschließen durfte. Zwei Jahre später hatte er seinen ersten Auftritt beim Ritterturnier der “LaHo” als Friedrich von Brandenburg. “Es war ein unbeschreibliches Gefühl, als ich auf den Turnierplatz geritten bin. Als würde man durch eine Wand in eine andere Welt reiten”, sagt Schropp. Dafür braucht es allerdings viel Training. Reiter und Pferd müssen sich im Vorfeld zwei Jahre aufeinander einspielen, dazu kommt die nötige körperliche Fitness. Schropp: “Ich verliere bei jedem Ritterturnier etwa fünf Kilogramm Gewicht. Hauptsächlich Wasser, das ich ausschwitze.” Auch eine gute Rückenmuskulatur ist notwendig, um mit der etwa 35 Kilogramm schweren Rüstung möglichst fest im Sattel zu sitzen.
Anders als in Ritterfilmen aus Hollywood geht es beim Ritterturnier der “LaHo” ohnehin nicht darum, den Gegner spektakulär vom Sattel zu stoßen, sondern einen Treffer zu landen. Abgesprochen ist dabei nichts. Wie Schropp erklärt, ist sein Sichtfeld extrem eingeschränkt, wenn er die etwa 50 Meter lange Planke entlangreitet. Durch den schmalen Sehschlitz seines Helms, des sogenannten Schallers, sieht er nicht einmal sein Pferd. Die 4,20 Meter lange Lanze wird ihm von seinen Knappen in die Rüstung eingehängt und dann geht es mit rund 30 km/h ans andere Ende der Planke. Wichtig ist dabei, dass Reiter und Pferd einander vertrauen. “Das Pferd muss Spaß daran haben. Ich würde nie mit einem Pferd arbeiten, das Angst hat”, versichert Oliver Schropp, der es kaum noch erwarten kann, seinen Kindheitstraum bei der Landshuter Hochzeit endlich wieder leben zu dürfen: “Es ist, als würde man in ein Geschichtsbuch eintauchen und plötzlich werden die Figuren lebendig.”
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