Rauhnächte: Auf den Spuren der Perchten und Frau Percht

Die Perchten - mit Höllenlärm und furchterregenden Masken treiben sie den Winter aus. (Foto: Panther Media/Imago)

Kaum zu glauben, aber mit Frau Percht hatten die Perchten ursprünglich wenig zu tun. Berichte über Umzüge mit dämonischen Gestalten gibt es schon aus dem Jahr 500, aus dem 11. Jahrhundert ist das Wort „Giperchtennacht“ überliefert, das Jacob Grimm als Übersetzung des griechischen Wortes „Epiphanie“ für „strahlend“ interpretierte. Es kann also gut sein, dass Perchten und Perchta zunächst nur deshalb denselben Namen hatten, weil beide etwas mit dem Wort „leuchten“ zu tun hatten.

Für den Sagenforscher der Kirchseeoner Perschten, Ernst Weeber, ist auch dies ein Beispiel für die verschiedenen Varianten des Brauchtums. Er verweist auf das Wolfauslassen im Bayerischen Wald und den Karneval, wo ebenfalls maskierte Gestalten einen Höllenlärm machen, um Winter und Dämonen zu vertreiben.
Mit der Frau Percht kamen die Perchtenläufer erst später zusammen. 1729 wurde zum ersten Mal ein Perchttag mit einer Göttin Perchta erwähnt. Die katholische Kirche versuchte damals alles, um die wilden Umzüge zu unterdrücken. So richtig tauchten die Perchtenläufer deshalb erst wieder nach der Säkularisation auf. Populär wurden sie erneut im 19. und 20. Jahrhundert, etwa in der kleinen Gemeinde Kirchseeon. Seit 1954 halten dort die Kirchseeoner Perschten ihr Brauchtum am Leben und sind mit ihren Tänzen und Masken mittlerweile in ganz Bayern bekannt.
Die Perschten sind aber auch ein gutes Beispiel dafür, wie Traditionen sich weiterentwickeln können. Schläge und Rüpeleien, wie sie etwa von den Perchtenläufern in den Alpen bekannt sind, gibt es in Kirchseeon nicht und wird es nie geben – dafür legt Vereinsvorsitzender Wolfgang Uebelacker seine Hand ins Feuer. Dafür gibt es Frauen, die zusammen mit den Männern laufen. Und manchmal, manchmal wird sogar Frau Percht von einer gespielt.

Weitere historische Hintergründe zu den Perchten lesen Sie im „Bayerns Bestes“ Magazin, Ausgabe 05/2020.

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Matthias Jell

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