Der Direktor des RiesKraterMuseums in Nördlingen und apl. Professor am Lehrstuhl für Geologie der LMU München möchte auch andere Menschen für die Erd- und Menschheitsgeschichte begeistern.
Herr Professor Hölzl, können Sie sich vorstellen, auf einem anderen Planeten – zum Beispiel auf dem Mars – zu leben?
Prof. Dr. Stefan Hölzl: Nein, wir leben noch immer und hoffentlich noch recht lange auf dem besten Planeten unseres Sonnensystems. Die 4,5 Milliarden Jahre lange, wechselvolle Erdgeschichte hat dafür gesorgt, dass wir hier so gut leben können wie vermutlich kaum irgendwo sonst. Zumindest nicht in erreichbarer Entfernung. Würden Sie in der Wüste oder in der Antarktis leben wollen?
Worin liegt der Nutzen einer Mission wie “Mars 2020” für die Menschheit?
Hölzl: Es gibt mehrere Aspekte: Neugierde schafft Wissen, welches letztlich auch in Bereichen, an die heute keiner denkt, überlebenswichtig sein kann. Apollo hat uns den Blick von außen gebracht: Das Raumschiff Erde ist nicht unendlich groß und verwundbar. Die Planungen für bemannte Mars-Missionen zeigen uns: Es ist kompliziert, Menschen weit weg von der Erde am Leben zu halten. Wir lernen dabei viel über die komplexen Systeme auf der Erde. Und der Mars lehrt uns vielleicht einmal mehr Demut, indem er zeigt, dass es zumindest einfaches Leben auch anderswo schon gab. Nicht zuletzt ist des Projekt “Mars” auch friedensstiftend. Die Aufgabe zwingt zur Zusammenarbeit und nur wer mitmacht, wird über die Schlüsseltechnologien der nächsten Jahrzehnte verfügen.
Was sagen Sie Menschen, die Angst vor einem größeren Meteoriteneinschlag haben?
Hölzl: Einschläge von Asteroiden oder Meteoriten, bei denen Menschen zu Schaden kommen, sind extrem selten. Mir ist überhaupt erst ein belegter Fall bekannt. Wer ganz sicher gehen will, sollte – wie ich – ins Ries ziehen. Ich denke nicht, dass hier in absehbarer Zeit wieder ein großer Asteroid einschlagen wird.
Was kann man von der Geologie lernen?
Hölzl: Unser üblicher menschlicher Blickwinkel ist doch sehr begrenzt, was Raum und Zeit betrifft. Der Blick in Milliarden Jahre Erdgeschichte hilft uns “Eintagsfliegen”, die Perspektive etwas zurechtzurücken.
Ihr persönlicher Tipp für Ries-Besucher?
Hölzl: Natürlich rate ich sehr zu einem Besuch unseres RiesKraterMuseums, damit man die Zusammenhänge des Ries-Ereignisses versteht. Je nach Interessenlage kann man dann seine Kenntnisse in den Geotopen des Rieses lokal nachvollziehen und vertiefen. Auf jeden Fall empfehle ich – zumindest bei schönem Wetter und vielleicht mit einem Picknick –, einen der vielen, oft einsamen Plätze mit sehr schöner Natur am Ries-Rand aufzusuchen. Von dort kann man, nun vielleicht mit anderen Augen, den Blick in den Krater genießen. Mein Geheimtipp: das “Mähhorn” bei Huisheim.