Den schönsten, den längsten, den dichtesten – für Ludwig Dachs steht der Spaß bei der Gamsbart-Olympiade in Mittenwald im Vordergrund.
Was Wettkampf bedeutet, ist Ludwig Dachs (81) nicht fremd. Bereits 1963 reiste der ehemalige Boxer mit der Ingolstädter Staffel in die DDR, um sich dort mit der Talentschmiede des DDR Boxsports zu messen. Damals Fäuste und Trainingsklamotten, jetzt Gamsbärte und Lederhosen. Dachs tritt aus Spaß an der Freude an. Auch wenn er und sein Freund Karl Stehno die Bärte vom selben Bartbinder haben, weiß er, dass dessen Chancen auf den Sieg höher sind als seine eigenen. Schließlich hat Stehnos Bart schon einmal Gold in der Königsklasse gewonnen.
Insgesamt 74 Bärte – neun Dachs-, 18 Hirsch- und 47 Gamsbärte – in unterschiedlichen Längen sollen heute hier prämiert werden. Wer hat den schönsten, längsten, dichtesten, mit dem schönsten Reif? Aus dem ganzen Alpenraum kommen die Teilnehmer. Eine sechsköpfige Expertenjury bewertet sie.
Bis zur Siegerehrung dauert es allerdings noch ein paar Stunden. Die verbringen die Gamsbart-Olympioniken beim “Frühschoppen” im TSV-Veranstaltungssaal. “Da ist es recht unterhaltsam”, sagt Ludwig Dachs. “Und man trifft und unterhält sich dort.” Ludwig Dachs ist kein Jäger. In Lederhosen, Janker und mit dem grünen Filzhut auf dem Kopf geht er trotzdem als einer durch. Einzig der ihm derzeit fehlende Hutschmuck lässt erahnen, dass er nur einen einzigen Gamsbart besitzt. Sein Stolz – und der ist immer noch bei der Jury.
Wie die Gamsbärte hergestellt werden, sehen Sie hier im Video:
Mittagessen, tanzende Trachtenkinder, die Plattlerkinder platteln, was das Zeug hält, Goaslschnöller, volkstümliche Musik auf der Bühne und eine große Tombola – trotz des unterhaltsamen Begleitprogramms zieht sich die Zeit wie Kaugummi. Ludwig Dachs sitzt vor seinem Spezi – der Sportler trinkt seit über 40 Jahren keinen Alkohol mehr – und wartet. Als endlich der Vorhang aufgeht und die 74 Bärte nebeneinander aufgereiht auf der Bühne erscheinen, steigt auch bei Ludwig Dachs die Anspannung. Er fingert an seinem Goldring herum, schaut immer wieder zur Bühne hoch, nach links, nach rechts. Was macht die Konkurrenz? Bis zur Verkündung des Siegers in der Königsklasse dauert es allerdings noch. Jeder Platz in den acht Kategorien wird einzeln aufgerufen – von Platz sowieso bis zur eins – jeder Besitzer holt seinen Bart samt Teilnehmerurkunde persönlich auf der Bühne ab. Dann endlich ist es so weit, der Letztplatzierte in der Königsklasse wird verkündet. Durchatmen, Dachs ist nicht letzter. Auch nicht vorletzer. Von insgesamt neun Teilnehmern ist er Siebter geworden. Ludwig Dachs lächelt, er wäre gerne weiter vorne gelandet. Sportlermentalität. Karl Stehno war schon wieder besser. Sein Bart hat Silber eingefahren.
Mehr zur Gamsbart-Olympiade und viele weitere interessante Themen lesen Sie in der Ausgabe 01/2023 von Bayerns Bestes.
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