Cidre-Start-up aus Schwaben setzt sich für den Erhalt der Streuobstwiesen ein – Der Bayerische Streuobstpakt ist ein verbindliches Abkommen zwischen der Bayerischen Staatsregierung, vertreten durch das Bayerische Landwirtschafts- und Umweltministerium, und acht engagierten Verbänden. Gemeinsam setzen sie sich dafür ein, den bereits stark dezimierten Streuobstbestand in Bayern zu erhalten und bis 2035 eine Million zusätzliche Streuobstbäume zu pflanzen.
Streuobstwiesen in ihrer historischen Nutzungsform zählen zu den artenreichsten Lebensräumen Mitteleuropas und sind entscheidend für die ansässige Kulturlandschaft, die eine Vielzahl an seltenen Tier- und Pflanzenarten beherbergt. Das ehrgeizige Projekt wird von zahlreichen regionalen Initiativen und Vertretern unterstützt.
Hochwertige Schaumweine aus lokalem Streuobst
Peter Baumgartner aus dem schwäbischen Landkreis Dillingen an der Donau gehört zu den Menschen, die sich für den Erhalt der Streuobstwiesen stark machen. Als gelernter Koch entdeckte er früh seine Vorliebe für gutes Essen und hochwertige Lebensmittel. Mehr als zehn Jahre Arbeit in einer Apfel-Kelterei weckten obendrein sein Interesse für Apfelwein und verhalfen ihm zu fundiertem Wissen über das beliebte Obst. Vor wenigen Jahren entstand schließlich die Vision, hochwertige Schaumweine aus lokalem Streuobst herzustellen.
In regem Austausch mit Winzern und Sektkellereien in ganz Deutschland versucht er heute das Beste aus dem Streuobst herauszuholen. „Mit unserem Projekt ‚alte Mostobstsorten in neuer Bestimmung‘ haben wir uns den Erhalt und die Pflege lokaler Streuobstwiesen zum Ziel gesetzt“, sagt der junge Winzer. „Aufgrund niedriger Verkaufspreise können Mischbestände kaum mit dem modernen Obstanbau mithalten und haben einen starken Rückgang erlebt. Durch die höhere Wertschöpfung über die Veredlung der Äpfel und Birnen möchten wir das Bestehen dieser einzigartigen Biotope fördern und auch privaten Streuobstwiesenbesitzern einen monetären Anreiz bieten, die eigenen Wiesen zu pflegen und zu erhalten.“
Schonender Umgang mit Rohstoffen
Für seinen Betrieb „Schnitz und Butzen“ bezieht Peter Baumgartner die Früchte von alten, ungespritzten Streuobstwiesen im bayerisch-schwäbischen Donautal, maximal 30 Kilometer von seinem Gärkeller entfernt. Auf einer eigenen Anlage namens ‘Ochsenäcker’ in Unterbechingen und einer Streuobstwiese in Lauingen an der Donau pflegt er selbst etwa fünfzig Bäume, die vierzig bis achtzig Jahre alt sind.
Aufgrund des hohen Säureanteils eignen sich die alten Apfelsorten besonders gut für die Verarbeitung zum Schaumwein. “Diese Äpfel haben viel Aroma, sind aber recht sauer. Für die Cidre-Produktion ist das genau richtig”, erklärt Peter Baumgartner. Um das volle Potential der Früchte auszuschöpfen, setzt er auf einen gewissenhaften Umgang und handwerkliche Fertigung. “Im Keller wie auf der Wiese arbeiten wir so wenig invasiv wie möglich. Der schonende Umgang mit unseren Rohstoffen und Weinen bestimmt unseren Arbeitsalltag. Außerdem verzichten wir auf die Klärung, Filtration und Schönung unserer Schaumweine mit industriellen Hilfsmitteln und arbeiten mit Verfahren, die seit Jahrhunderten im traditionellen Weinbau üblich sind.“ Neben Cidre stellt Peter Baumgartner Perl- und Dörrweine aus Streuobst her.