Warum Streuobstwiesen seit jeher unverzichtbar für Mensch und Tier sind – Der Bayerische Streuobstpakt ist ein verbindliches Abkommen zwischen der Bayerischen Staatsregierung, vertreten durch das Bayerische Landwirtschafts- und Umweltministerium sowie acht engagierten Verbänden. Ziel ist es, neben dem Erhalt des bereits stark dezimierten Streuobstbestands, bis 2035 eine Million zusätzliche Streuobstbäume in Bayern zu pflanzen. Unterstützt wird das Projekt von zahlreichen, teils regionalen, Initiativen.
Bio-Streuobst Gruber im Lallinger Winkel
Alt, schief, hohl und windzerzaust – so sehen die 100-jährigen Bäume auf der Streuobstwiese von Maria Gruber und ihrem Ehemann Peter im Lallinger Winkel nahe Deggendorf aus. Im elterlichen Landwirtschaftsbetrieb aufgewachsen, half Maria Gruber bereits von Kindesbeinen an beim Anbau und der Pflege der Streuobstwiesen und lernte von ihrem Vater.
Heute bewirtschaftet sie das Anwesen mit dem Wissen ihres Vaters und verbindet es mit dem Neuen. Mit Bäumen, die zum Teil schon über ein Jahrhundert stehen, zählen ihre Streuobstwiesen zu den ältesten der Region und tragen noch immer in Hülle und Fülle gesunde Äpfel. Von Kaiser Wilhelm über Boscop bis hin zu Goldparmäne wachsen auf den Wiesen zahlreiche Apfelsorten, die sich in Farbe, Größe und Geschmack unterscheiden. Nicht gespritzt und im Einklang mit der Natur – auf einen nachhaltigen Umgang mit Bäumen, Pflanzen, Tieren, Insekten und Menschen legt Gruber besonderen Wert.
Das Wissen der vorherigen Generationen weitergeben
Neben der eigenen Landwirtschaft arbeitet Maria Gruber als Streuobstwiesenberaterin für das Streuobstzentrum Niederbayern. Im Mittelpunkt steht für sie dabei die Chance, ihr Wissen weiterzugeben und zum Erhalt der Streuobstwiesen beizutragen. „Durch den Generationenwechsel geht im Laufe der Zeit sehr viel an Wissen verloren. Als Streuobstbotschafterin gebe ich meine Kenntnisse in Fortbildungen und Führungen für Groß und Klein weiter, stehe mit Rat und Tat zur Seite und kann Hilfestellungen in vielen Fragen rund um das Streuobst geben. Mit einer fundierten Ausbildung können die Bäume über 100 Jahre alt werden“, begründet Gruber ihr Engagement.
Vor allem durch die fehlende Bewirtschaftung und Pflege ist der Bestand der Streuobstwiesen bedroht. Dabei sind die Wiesen ein wichtiges Habitat für Mensch und Tier, begünstigen ein ausgeglichenes Klima, fördern die Vielfalt von Flora und Fauna, sind Erholungsraum und tragen obendrein schmackhafte Früchte. Wer eine Streuobstwiese anlegen oder alte Apfelsorten züchten möchte, sollte sich mit der Pflege auskennen.
„Ein gutes Konzept von Anfang bis Ende ist wichtig. Dazu gehören beispielsweise der richtige Schnitt zum passenden Zeitpunkt sowie der Verzicht auf Pestizide. Durch Nistkästen für Vögel können die Habitate von Nützlingen zusätzlich gefördert werden“, sagt Gruber. Mehr Informationen dazu finden sich in Institutionen, wie dem Niederbayerischen Streuobstwiesenkompetenzzentrum Lallinger Winkel e.V. und vielen anderen Einrichtungen.
Für Gruber ist es besonders wichtig, dass das Thema mehr Beachtung findet und an jüngere Generationen herangetragen wird: „Die Vermarktung unserer Produkte muss weiter angekurbelt werden, um die Wertschätzung unseres Kulturguts zu erhalten. Mehrwert ist ein weiter Begriff.“
Während der Erntezeit und wenn es das Wetter zulässt, verbringt Gruber selbst die meiste Zeit auf ihren Streuobstwiesen. „Nach dem Frühstück geht es vollgepackt mit Kisten, Leiter, Eimer, Ziesel, einem Korb für die Ernte, und dem Traktor auf die Streuobstwiese. Das Fallobst will gesammelt und das Tafelobst gepflückt werden. Nach all den Jahren bin ich noch immer von der Vielfalt der verschiedenen Tier- und Pflanzenarten auf den Wiesen überrascht. Dieses Jahr habe ich zum ersten Mal einen Pilz, die essbare Morchel, gefunden.“
Weitere Informationen:
www.bayern-streuobstpakt.de
www.streuobstzentrum-niederbayern.de