Der Maibaum ist eines der Aushängeschilder bayerischer Kultur und Brauchtums. Steht er endlich, kommen die Maibaumkraxler, um ihn als “Frosch” oder “Eichhörnchen” zu erklimmen. Rainer Preisinger (30) ist aktiver Kraxler bei den “Zeiinger Maibaumsteigern” aus Hebertsfelden. Er sagt, dass es früher darum ging, als Erster am Kranz aufgehängte Würste zu holen. Statt der Würstl zählt heute Schnelligkeit, wenn der Wander- und Heimatverein Rottenstuben-Hebertsfelden am Pfingstmontag das alljährliche Zeitkraxeln veranstaltet. Der Rekord liegt bei unter fünf Sekunden für die rund zehn Meter bis zum ersten Kranz. “Das ist, wie wenn man einen 1000-Meter-Lauf macht. Ein wirklicher Kraftakt”, sagt Preisinger.
“Oh!” und “Ah!” hört man, wenn anschließend die Akrobaten auf den Baum steigen. Hula-Hoop-Reifen, Jonglage, artistische Figuren – als gäbe es keine Schwerkraft, halten sich die Akrobaten am Baum hängend an den Händen. Einzige Hilfe ist das Pech an ihren Händen und Füßen. “Da gehört ganz viel gegenseitiges Vertrauen in der Gruppe dazu”, sagt Preisinger. “Und natürlich Training. Man muss sich seine Kraft einteilen und sich selbst eingestehen, wenn es nicht mehr geht.”
Trainiert wird ab April, ein- bis zweimal die Woche. Ansonsten halten sich die Maibaumsteiger über ihre Handwerksberufe oder Radfahren fit. Rainer Preisinger tanzt zusätzlich im Trachtenverein. “Das ist auch Sport”, sagt er, “eine Tanzsportart.”
Das sagt Experte
Sepp Maurer
“Beim Maibaumkraxeln ist viel Geschick und auch Mut dabei. Kraft braucht man vor allem im Rücken, im Bauch, den Armen und Beinen. Und diese muss man sich für hoch und runter einteilen können. Wer körperlich nicht fit ist, wird den Baum gar nicht erst hochkommen. Verletzen kann man sich meiner Meinung nach nicht – außer man fällt runter. Maibaumkraxeln kann das Selbstbewusstsein extrem stärken. Da bist du der absolute Held – auch vor den Frauen.”
Weitere bayerische Volkssportarten gibt es im Magazin “Bayerns Bestes”, Ausgabe 02/2023.
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