Eigentlich ist Matthias Egersdörfer Kabarettist, der auf der Bühne den fränkischen Choleriker mimt. Seit 2015 steht er als Leiter der Spurensicherung im Franken-Tatort vor der Kamera. Wie er vom Kabarett zum Krimi kommt und was die Franken vom Rest der Bayern unterscheidet – das erzählt er im Interview, für das er versucht, Hochdeutsch zu sprechen.
Herr Egersdörfer, es gibt diesen nicht ganz so bierernsten Ausspruch – vor allem in Oberbayern: „Man muss Gott für alles danken: Auch für Ober-, Mittel- und Unterfranken.“ Wieso gehört Franken nie so recht zu Bayern dazu?
Matthias Egersdörfer: Na ja, der Franke hat natürlich auch Vorurteile gegenüber dem Münchner. Der Münchner spricht ja auch anders.
Inwiefern?
Egersdörfer: Die Stimmung ist bei uns anders, es gibt keine so großen Feste wie das Oktoberfest. Die Fröhlichkeit des Südens ist dem Franken fremd.
Und was ist mit der Fastnacht in Franken, die doch eine feucht-fröhliche Veranstaltung ist?
Egersdörfer: Der Fasching in Franken findet hauptsächlich im Fernsehen statt. Das ist eher traurig, was auf der Straße veranstaltet wird.
Sie sind in Nürnberg geboren, in Lauf an der Pegnitz aufgewachsen und leben in Fürth. Mit ihrem Dialekt sorgen Sie im Franken-Tatort auf jeden Fall für Lokalkolorit. Wie wichtig ist das als Identifikation für die Zuschauer?
Egersdörfer: Wenn man nicht ordentlich Hochdeutsch spricht, dann spricht man Dialekt.
Aber Sie sprechen gerade fast Hochdeutsch.
Egersdörfer: Das wird nie so richtig Hochdeutsch. Dann lieber gleich Dialekt.
Sie sind 2015 kurzfristig für Frank-Markus Barwasser eingesprungen und stehen seither als Michael Schatz, Leiter der Spurensicherung, vor der Kamera. Wie passen Kabarett und Krimi zusammen?
Egersdörfer: Ich weiß auch nicht, wie die auf mich gekommen sind. Aber ich habe lieber nicht nachgefragt. Irgendwann kam der Anruf. Da geht man dann schon hin, wenn man eingeladen wird. Ich habe den Text gelernt, ein bisschen improvisiert und spätestens da Lust bekommen den Schatz zu spielen.
Schauplatz des Tatorts ist Nürnberg. Es wurde aber auch in einer Bamberger Flüchtlingsunterkunft oder in der Wagnerstadt Bayreuth gedreht – soll damit ein weltoffener Blick auf Franken eröffnet werden?
Egersdörfer: Die Nürnberger Kommissare sind ja für den gesamten fränkischen Raum zuständig. Da kann man, wenn es der Fall verlangt, auch einmal nach Fürth oder Würzburg fahren. Und Franken kommt tatsächlich nicht so oft im Fernsehen vor.
Gab es bei den Dreharbeiten mal Parallelen zum Kabarett?
Egersdörfer: Während der Dreharbeiten in Nürnberg wurden öfter mal die Straßen gesperrt. Ein Autofahrer fragte einmal, warum er nicht weiterfahren könne. Als das Filmteam ihm erklärte, dass gedreht wird, sagte er, dass er dann sehr gerne warten würde. Die Münchner Produktionsfirma hielt es nicht für möglich, dass Leute so reagieren. In München, wo regelmäßig gedreht wird, wird bei Straßensperrungen gerne einmal die Polizei gerufen.
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