Kriege, Kirche und Pandemie können den Drachen nicht besiegen: Seit über 500 Jahren kehrt er wieder und erzählt die Geschichte vom Further Drachenstich, dem ältesten Volksschauspiel Deutschlands. Dabei ist er stets ein Spiegel seiner Zeit.
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Der beleibte Bayerwaldler sieht neben dem rund 16 Meter langen, über fünf Meter hohen und elf Tonnen schweren Koloss ziemlich klein aus. Bei der Führung „Bewegter Drache“ im oberpfälzischen Furth im Wald spricht Ege Tschechisch und Deutsch – die Region bemüht sich um grenzüberschreitende Projekte. Das war nicht immer so. Fannys Vorfahren mussten für Propaganda der Kirche, des Nationalsozialismus und des Kalten Kriegs herhalten.
Bayerns größtes Untier stolziert auf dem nassen Asphalt. Epische Musik und eine Stimme dringen aus Lautsprecherboxen: „Die Kälte ist überall, besiege sie.“ Fanny prustet Flammen aus ihren Nüstern. Rauch steigt aus ihrem Maul auf, hüllt den Kopf in Nebel, der sich hebt. Sie spannt ihre Flügel. Dann speit sie Feuer in den stahlgrauen Sommerhimmel. Heute ist der Further Drache so etwas wie ein moderner Prometheus. Er bringt den Menschen das Feuer, doch wird er böse, weil sie es werden. „Die Menschen begehren dein Feuer (…) zur Zerstörung“, dröhnt es aus den Boxen.
Zeitlose Themen und popkulturelle Phänomene
Theaterautor Alexander Etzel-Ragusa hat 2006 die Festspielversion modernisiert: Furth im Wald nicht mehr als Grenzstadt, sondern als grenzenlose Stadt – mit Tschechen auf der Bühne, die erstmals ihre Sicht erzählen. Das historische Gewand seit 1952: die Hussitenkriege. Inmitten der Gefechte kümmert sich die gutmütige Schlossherrin heimlich um Flüchtlinge, während die Bewohner gegen die Neuankömmlinge hetzen. Daraufhin erhebt sich der Drache erzürnt aus den Wäldern. Die Ritterin will sich ihm opfern, um ihre Untertanen zu retten. Doch ihr totgeglaubter Ritter Udo kommt dem Drachen zuvor und ersticht ihn mit seiner Lanze.
Hier geht’s wirklich heiß zur Sache
Wenn man neben der fauchenden Fanny steht und ihre schuppige Drachenhaut berührt, könnte man fast meinen, sie wäre echt. Das dürften sich wohl auch manche Akteure denken. „Die Darsteller, die den Drachen bekämpfen, werden mit Feuerbällen beschossen“, sagt Ege. Manchmal höre sein Team sie rufen: „Oh leck, is des hoiß.“ Aber verbrannt habe sich noch niemand, versichert er.
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