„Es gabat a Leich“: Marisa Burger von den Rosenheim-Cops im Interview

Ein Ausflug ins Märchenland der Rosenheim Cops
Miriam Stockl (Marisa Burger) in ihrem Element: Ihr Satz „Es gabat a Leich“ machte sie berühmt. (Foto: ZDF/Bojan Ritan)

Wer häufiger öffentlich-rechtlich fernsieht und leichte Mord-Kost verträgt, für den sind die Rosenheim-Cops ein Pflichtprogramm. Das erste Opfer lässt nie lange auf sich warten. Meist ist es Miriam Stockl, gespielt von Marisa Burger, die im Kommissariat die Ermittlungen dann ins Rollen bringt. Neugierig, charmant, beflissen – so kennt man die Sekretärin. Doch welche Bedeutung hat die bayerische Heimatidylle für den Erfolg der Serie? Und macht Dialekt selbst den tragischsten Fall herzlicher? Schauspielerin Marisa Burger gibt Erklärungsversuche im Interview.

Wie viel Miriam Stockl steckt in Marisa Burger?

Marisa Burger: Schon mit dem Kleiderwechsel verwandle ich mich in die Rolle. Denn privat bin ich eher legerer, trage gerne Jeans und Lederjacke, auch mal Hippie-Stil. Unsere Kostümbildnerin hat sich mit der Figur der Polizeisekretärin sehr gut auseinandergesetzt und der Person Miriam Stockl mit der auffälligen Kleidung noch mehr Farbe gegeben. Beim Schauspiel schöpft man aus dem ganzen emotionalen Pott, den man in sich trägt, um die Rolle zu füllen. Ich bin Schauspielerin, schlüpfe in die Figur und mache danach die Tür wieder zu, „entstockle mich“ sozusagen und bin Marisa Burger.

Mit dem Ausruf „Es gabat a Leich“ läutet Frau Stockl die Verbrecherjagd der Rosenheim-Cops ein. Woher stammt die Idee für diesen mittlerweile legendären Satz?

Der Satz ist beim Entwickeln meiner Rolle entstanden. Wenn man anfängt, sich mit einer Figur auseinanderzusetzen, überlegt man, wie sie spricht, was sie sagt und wie sie innerlich lebt. „Es gabat a Leich“ könnte auch für „Es war einmal“ stehen, das man aus dem Märchen kennt.

Manchmal kommt mir genau bei diesem Spruch ein Schmunzeln über die Lippen, wenn es eigentlich um einen tragischen Mordfall geht. Was löst diese dialektale Färbung bei Ihnen aus?

Wenn man Dialekt spricht, ist es eine Sprache, die aus dem Herzen kommt. Ich kann bayerisch, es ist meine Muttersprache. Und ich freue mich, damit bei den Rosenheim-Cops arbeiten zu können.

„Meine Figur ist so ein wenig wie Schneewittchen“

Welche Rolle spielt der Dialekt in Ihrem Alltag?
Ich bin quasi zweisprachig, im Alltag spreche ich hochdeutsch und bei den Rosenheim-Cops bayerisch.

Wie im echten Leben gibt es auch in der Serie Freund und Feind. Wie interpretieren Sie die Wirkung des Dialekts auf die Beziehung von Frau Stockl zur Controllerin Patrizia Ortmann, die feinstes Hochdeutsch spricht?

Dieser Twist zwischen Bayern und Norddeutschland eignet sich hervorragend für dramaturgische Konflikte im Kommissariat und führt natürlich auch zu kleinen sprachlichen Missverständnissen. Es gibt Potenzial für Komödie. Übrigens trifft das nicht nur auf Bayern und Norddeutschland zu, sondern auch auf zum Beispiel die Burgenländer und Wiener, Oberösterreicher und Niederösterreicher oder Franzosen und Belgier.

Und warum wirkt das Verhältnis zum hanseatischen Kriminalhauptkommissar Sven Hansen gleichzeitig so vertraut?

Vielleicht, weil Frau Stockl den Herrn Hansen wahnsinnig attraktiv findet.

Polizist Mohr (Max Müller) berichtet Sekretärin Stockl (Marisa Burger) von einem überraschenden Fund. (Foto: ZDF/Christian A. Rieger)

Joseph Hannesschläger verkörperte den Rosenheim-Cop wie kaum ein anderer. Welche Eigenschaften machten ihn aus?
Joseph war unsere Galionsfigur. Ohne ihn würde es die Serie in dieser Form wohl nicht geben.

Seit mittlerweile 20 Jahren ermitteln die Rosenheim-Cops. Wie erklären Sie sich den andauernden Erfolg der Serie in Deutschland und welchen Anteil trägt der bairische Dialekt daran?
Ich denke von Jahr zu Jahr. Dass 20 erfolgreiche Jahre daraus werden, hat keiner geahnt. Aber wie wunderbar. Ich glaube, da spielt ganz viel mit rein. Unsere Charaktere machen den Charme der Serie aus, sie spielt in einer sehr schönen Gegend, die Mordfälle sind nicht so drastisch dargestellt, am Schluss siegt das Gute und es gibt lustige Nebenstränge. Mir gefällt auch, dass wir keinen derben Schenkelklopferhumor haben, sondern mit vielen kleinen bayerischen Wortspielen und Feinheiten in Gestik und Mimik arbeiten. Das macht irrsinnig Spaß.

Macht die alpenländische Bergidylle Mord- und Totschlag erträglicher?
Die „RoCops“ sind tatsächlich ein bisschen wie ein Märchen mit ganz bestimmten Konstanten aufgebaut: Es gibt eine Leiche, aber die Fälle sind nicht brutal. Da treffen sich alle bei meiner Figur, der Miriam Stockl, so ein wenig wie die sieben Zwerge bei Schneewittchen. Danach streben sie in alle Richtungen davon und ermitteln, zwischendurch gibt es eine schöne Landschaft, und am Schluss trifft man sich wieder im Kommissariat. Der Zuschauer kann dann das Kapitel wieder zuschlagen und muss nicht in fünf Folgen eintauchen, um das Ganze zu verstehen. Gerade in der heutigen Zeit mit ihren doch vielen negativen Erscheinungen erlebt er dabei eine kleine Auszeit.

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Matthias Jell

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