Einblicke ins Atelier des Murnauer Künstlervereins Tusculum

Murnau Tusculum
Die Künstlerin Greta Rief zeigt hier zwei ihrer Werke. (Foto: Franziska Meinhardt)

„Es ist schon etwas Besonderes, hier mitmachen zu dürfen“, sagt Greta Rief. „Hier“, das ist der Künstlerverein Tusculum in Murnau.

Wir treffen uns in den Atelierräumen, die auch als Galerie fungieren. Über eine Außentreppe kommt man an einem Schild vorbei, das auf das Geburtshaus von Christoph Probst verweist, den Widerstandskämpfer der „Weißen Rose“. Oben empfängt einen Coco, ein brauner Labrador. Rund 40 Mitglieder hat der 1998 gegründete Verein, heute sind drei von ihnen hier: Greta Rief, Uta Strack und Gerd Lepic. Ihre Wege zur künstlerischen Tätigkeit unterscheiden sich, doch in der Frage, wie wichtig die Kunst für sie ist, sind sie sich einig: Es ist kein Leben ohne Kunst. „Das Malen und Zeichnen ist für mich immer wieder die Bestätigung, dass ich lebe“, sagt Gerd Lepic. „Eine Mischung aus Suchtverhalten und innerer Notwendigkeit“, meint Greta Rief. „Bei mir ist es ein Spieltrieb – und am liebsten mit viel Musik, da kommt man in so einen Rauschzustand“, sagt Uta Strack.

Was dabei herauskommt, hängt an diesem Abend an den Atelierwänden: Greta Rief  zeigt zwei Bilder, die hintereinander entstanden sind. „Das eine war ein Experiment mit der Farbe Rot“, sagt sie. „Mit Farbe stehe ich ein bisschen auf Kriegsfuß.“ Hauptsächlich fertigt sie Zeichnungen und Radierungen an. Aus dem Experiment entstand im zweiten Schritt das Bild „Versunken“, auf dem die Farbe Blau dominiert. Wer will, kann Häuser erkennen, teilweise auch im Fluss. „Während des Malens kam mir eine Vision, dass im Leben immer etwas versinkt und neu entsteht.“

Uta Strack ist derzeit „total im Blütenrausch“, wie sie sagt. Blütenblätter, die in einem belgischen Garten auf sie fielen, brachten sie auf die Idee, die feinen Blättchen künstlerisch zu verwerten. „Ich habe Blüten radiert und fotografiert und mache Siebdruck mit ihnen“, erzählt sie. Als sie eines Tages Post einer russischen Freundin erhielt, war klar: „Ich will daraus Blumengrüße aus Petersburg malen.“ Das Kuvert wurde kurzerhand ins Bild integriert.

Kunstwerk im Atelier Tusculum
Uta Strack vor ihren Kunstwerken im Atelier Tusculum. (Foto: Franziska Meinhardt)

Gerd Lepic fühlt sich im Surrealismus eines Max Ernst zu Hause: Das Bild „Masks“ verweist auf die Corona-Pandemie, aber enthält auch viele biografische Elemente. „Man sieht zum Beispiel meinen Bruder, der verstorben ist“, sagt er. Und Mischwesen aus Menschen und Pflanzen: „Die Vereinigung zwischen dem Menschen und der Natur fasziniert mich.“ Auch die griechische Mythologie ist vertreten. Es ist ein Bild, das unendlich scheint in seinen Anspielungen und Bezügen.

Kunst von Gerd Lepic im Tusculum
Gerd Lepic fühlt sich im Surrealismus eines Max Ernst zu Hause. (Foto: Franziska Meinhardt)

Was die drei auch verbindet, ist die Vernetzung mit anderen europäischen Künstlern. Seit 2017 ist der Verein Mitglied bei EuroArt. Greta Rief besuchte EuroArt-Treffen in Norwegen, nahm an Arbeitsaufenthalten mit Ausstellungen in Klausen und in den rumänischen Karpaten teil. 2018 fuhren Uta Strack und ihr Lebensgefährte Gerd Lepic los, um Künstlerkolonien in ganz Europa zu besuchen. Die Corona-Pandemie hat die Reise verkürzt, doch hat Lepic seine Erlebnisse in dem Buch „93 Tage in Italien“. Ein europäisches Künstlertagebuch« festgehalten. Auf seiner Website berichtet er über die Reise.

 

Weitere Informationen: tusculum-murnau.de; gerdlepic.net; schnuppenstaub.de

Mehr dazu finden Sie in der Ausgabe 03/2021. Auf die Spuren der Künstler in Murnau haben wir uns hier begeben.

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Matthias Jell

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