Bayern erforscht die Naturklinik Wald: Beispiele aus Lenggries und Bad Heilbrunn im oberbayerischen Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen
Wie heilt der Wald?
„Man kann durchaus die positiven Effekte des Waldklimas bei einem Spaziergang allein auf sich wirken lassen“, sagt LMu-Professorin Dr. Dr. Angela Schuh. „Wald-Gesundheitstrainer oder
-therapeuten erklären alles und leiten zu Übungen an.“ Die medizinische Klimatologin hat zahlreiche internationale Studien ausgewertet. „Sie zeigen, dass sich Waldtherapien positiv auf Körper und Seele auswirken“, sagt sie. „Walderlebnisse hellen die psychische Stimmung auf, wecken positive Emotionen, reduzieren Stress, senken den Blutdruck und verbessern die Schlafqualität.“
Die Schönheit des dichten, naturbelassenen Waldes, ohne Straßenlärm, ist ein wesentliches Element dieser „Naturklinik“. Einzelne Mikrostoffe der Pflanzen wie Terpene, Phytonzide und Terpenoide sind aus der Pflanzenheilkunde für ihre antibiotische und antioxidative Wirkung bekannt. Ihr Duftcocktail ändert sich je nach Baumart, Standort und Situation. Doch ob der Körper wirklich durch Terpene über längere Zeit mehr „Killerzellen“ produziert, die gegen Krebs wirken können, sei noch umstritten, sagt Schuh. Ihre Konzentration in der Luft ist besonders nahe an der Rinde sehr hoch. Das Umarmen von Bäumen – was viele als rein spirituelle Übung sehen – könnte damit eine medizinische Komponente bekommen.
In Bayern sollen Kur- und Heilwälder ausgezeichnet werden. Was sie dafür bieten müssen und wie sie in örtliche Kurangebote einbezogen werden können, erarbeitet Angela Schuh mit ihrer Mitarbeiterin Gisela Immich bis zum Jahr 2021. An dem Projekt „Wald und Gesundheit“ des Bayerischen Heilbäder-Verbands (BHV) beteiligen sich 14 anerkannte Heilbäder und Kurorte. Als Pilotorte sind unter anderem Bischofsgrün, Garmisch-Partenkirchen, Bad Reichenhall, Bad Birnbach sowie Bad Alexandersbad und Treuchtlingen mit dabei.
Waldliegen in Bad Heilbrunn
In Bad Heilbrunn starten Kurse zum Waldbaden auf dem Lindenhügel in der Ortsmitte. Dort stehen seit Mai zwei Waldliegen. Rund zwei Meter vom Weg entfernt erheben sie sich über dem krautbewachsenen Boden des alten Lindenwäldchens und bieten Platz für zwei. Ideal, um auch ohne Anleitung auszuprobieren, wie Waldatmosphäre wirkt. Die Standorte wurden von einem Geobiologen ausgesucht: Eine Liege steht auf einer energetisch aufladenden Stelle zum Krafttanken, die andere auf einer energetisch abladenden zum Entspannen. Ulrich Glodowski von der Gästeinformation in Bad Heilbrunn erzählt: „Ob man an Energie oder Kraftfelder glaubt, ist jedem selbst überlassen. Es gibt Menschen, die darauf sensibel reagieren. Hier kann jeder ausprobieren, was er selbst empfindet.“ Der Geruch von Linden im Sommer, zart und süß zugleich, das Schaukeln der Blätter, das Spiel von Licht und Schatten hilft in jedem Fall, den Alltag hinter sich zu lassen: durchatmen und wahrnehmen.
Weitere Informationen: www.bad-heilbrunn.de
Nähere Informationen dazu gibt es im Magazin “Bayerns Bestes” – Ausgabe 04/2019, die hier erhältlich ist.
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