Der Schlappentag in Hof ist eines der ältesten Schützen- und Stadtfeste Deutschlands. Eine Hauptrolle an diesem Tag spielt das Schlappenbier, ein bockstarkes Bier, das besonders lange reift. 2022 fällt der Schlappentag auf Montag, den 13. Juni.
„Wenn uns das Schlappenbier nicht gelingt, gäbe es Feuer“
„Ob Braumeister, Biersieder oder Mitarbeiter, die die Tanks spindeln: Wir alle fiebern dem Brautermin für das Schlappenbier entgegen“, sagt Braumeister Sascha Greßmann. In der Brauerei arbeiten viele Hofer oder Bürger aus dem Umland, die aufgewachsen sind mit dem Schlappentag. „Wenn uns das Schlappenbier nicht gelingt, gäbe es von Freunden und Bekannten Feuer“, sagt Greßmann. Das Bier ist ein Bock, es reift deutlich länger als Pils.
Das letzte seiner Art
Bei meinem Rundgang durch die Brauerei steht zum Verkosten eine 3-Liter-Flasche des Schlappenbiers aus dem Jahr 2021 bereit. Da das Spezialbier schnell vergriffen ist, kann ich mich glücklich schätzen, im Winter noch etwas vom begehrten Festtrunk zu bekommen. „Die letzte 3-Liter- Flasche in der gesamten Brauerei“, verspricht Prokurist Kurt Unverdorben. Wenn sie leer getrunken ist, gibt es keinen Nachschub. Außerdem ist es ungeschriebenes Gesetz, dass das Bier nicht vor dem Schlappentag, dem ersten Montag nach den Pfingsttagen, erhältlich ist.
Schützen in Schlappen
In Bayern ist es keine Seltenheit, dass zu größeren Festen spezielle Biere eingebraut werden. Die Bezeichnung Schlappenbier gibt es ausschließlich in Hof. Der Name kommt nicht etwa davon, dass die Brauer in Schlappen das Bier einbrauen. Er ist historisch begründet und mit der Namensgebung des Schlappentags verbunden. Im 15. Jahrhundert zerstörten die Hussiten Hof. In ihrer Not wandten sich die Bürger an den Markgraf zu Brandenburg. Er stellte ihnen Steuerfreiheit in Aussicht, verpflichtete die Einwohner jedoch dazu, eine Schützengilde zu gründen, um gegen Angriffe gewappnet zu sein. Diese bildete sich 1432, die Mitglieder waren in der Mehrzahl Handwerker. Der Markgraf hielt die Mitglieder dazu an, einmal jährlich Schießübungen abzuhalten – eine ungeliebte Pflicht, die die meisten bis zum letztmöglichen Tag hinauszögerten. Das war der erste Montag nach den Pfingst-tagen. Die Handwerker gingen vormittags in ihrer Arbeitskleidung und den damals üblichen Holzschlappen zum Schießgraben und leisteten ihre Pflicht ab. Danach gab es Brotzeit und Bier – der Schlappentag war begründet und der Brauch hält sich nun seit 590 Jahren.
Der Ablauf des Schlappentags
Die Gegend um den Schießgraben ist noch heute das Epizentrum des Schlappentags, hier steigt ab dem späten Vormittag das Fest. Los geht es weit früher, wenn um 5 Uhr zum Weckruf geblasen wird. Um 9 Uhr wird der Schlappenschützen-König im Rathaus bekannt gegeben. Tags zuvor findet das Königsschießen statt. Das Teilnehmerfeld setzt sich aus Schützen, Handwerkern und Gästen zusammen. Geschossen wird mit dem Zimmerstutzen, einer Traditionswaffe. Danach bewegt sich ein Festzug bestehend aus Handwerkern, Schützenvereinen und Musikkapellen in Richtung Schießhäuschen.
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Kein Schlappenbier ohne Bratwurst
Vor dem mitunter langen Tag setzen die Hofer gerne auf ein kalorienhaltiges „Frühstück“, um eine Grundlage zu schaffen. „Der typische Begleiter zum Schlappentag ist die Bratwurst“, sagt Christian Herpich. Die Hofer Bratwurst enthält hauptsächlich fein gewolftes, mageres Schweinefleisch. Im Gegensatz zu ihrem Nürnberger Pendant ist sie lang und dünn und wird paarweise serviert. Vor ein paar Jahren hat Herpich neben dem Klassiker noch eine Schlappenbier-Bratwurst kreiert. Sie ähnelt einer Rostbratwurst, ist grob, enthält Majoran sowie etwas Schlappenbier und wird als einzelne Wurst gegessen. Das Bier, die leichte Süße, die die Gewürze mit sich bringen, sowie die grobe Struktur charakterisieren die Wurst, erklärt Herpich. Wie beim Bier gilt: Keine Schlappenbier-Bratwurst vor dem Schlappentag.
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