Während der Akt des Schnupftabakkonsums auf manche sicher befremdlich wirkt, ist er für einen Schnupfer die Erfrischung schlechthin. In Regensburg ist dem Schnupftabak mit dem document Schnupftabakfabrik ein Museum gewidmet.
Wer das Gebäude in der
Regensburger Altstadt betritt,
glaubt kaum, dass innerhalb
der Mauern des riesigen Gebäudekomplexes
fast 200 Jahre
lang Schnupftabak hergestellt
wurde. Ein paar Jahre nach
dem Ende der Produktion wurde
der Bau saniert. Im großzügigen
Eingangsbereich fallen
die restaurierten Stuckdecken
aus der Barockzeit besonders
ins Auge. Der Komplex hat eine
lange, wechselvolle Geschichte
hinter sich, die bis ins 12.
Jahrhundert zurückgeht. Mehrere
Jahrhunderte bewohnten
Patrizier-Kaufleute den
Komplex. Die Familie Bernard,
Deutschlands erste Schnupftabakfabrikanten,
eröffneten 1812
hier eine Zweigstelle.
Zur Jahrtausendwende ist die
Tabakproduktion der Firma
nach Sinzing vor die Tore
Regensburgs gezogen. Den
Schnupftabak bringt man
jedoch nie so ganz aus der
Stadt. Im Obergeschoss, wo
zwei der drei Museumsräume
eingerichtet sind, atmen die
Wände noch den typischen
Duft von Schmalzler und Co.
Von Sanierung merkt man hier
nur wenig. Die Räume sind
ursprünglich, mit rustikalen
Holzböden und mit teils braun
eingefärbten Stuckdecken.
Das Museum ist also zugleich
Industriedenkmal.
In den beiden Räumen sieht
der Besucher vorindustrielle
Geräte und drei Meter hohe
Holzbottiche, wo die Fabrikarbeiter
den Tabak zum
Fermentieren einlagerten. „Die
Geräte wurden trotz ihres Alters
bis zuletzt benutzt“, erfährt
man von Musuemsführerin Ella Hahn. Die Gäste erhalten auf
der Führung einen Einblick in
den Herstellungsprozess, in
die Geschichte des Schnupftabaks,
der Fabrik und der
Firma. „D’Schnupfn“ wie die
Regensburger die Fabrik liebevoll
nennen, war ein beliebter
Arbeitsplatz für mehr als 300
Mitarbeiter. So legte die Firma
früh Wert auf Hygiene und
großzügige Sozialleistungen.
Eine Reihe brauner Glasbehälter
dominieren den dritten
Raum in der unteren Etage
des Museums – geheimnisvoll
klingt seine Bezeichnung:
Alchimistenküche. Hier
wirkten die Mitarbeiter mit
den besonders feinen Nasen.
In den braunen Behältern
waren Aromaessenzen gelagert,
nach ihrem Empfinden
verfeinerten sie den Tabak
damit. Neben dem berühmten
Schmalzlerfranzl fertigten die
Bernards bis zu 40 Sorten. In
Nicht-Pandemiezeiten kann
sich am Ende der Führung
jeder, der sich traut, die
nasale Erfrischung bei einem
Test von Schmalzlerfranzl und
Co. gönnen.
Führungen: Freitags und Samstags jeweils um 14.30 Uhr
Tickets: Im Gebäude in der Gesandtenstraße 5 und im Café Anna sowie unter www.tourismus-regensburg.de/fuehrungen-rundfahrten