Immer der Nase nach: Das Museum für Schnupftabak in Regensburg

So wurde früher Schnupftabak hergestellt. (Foto: Chris Sternitzke)

Während der Akt des Schnupftabakkonsums auf manche sicher befremdlich wirkt, ist er für einen Schnupfer die Erfrischung schlechthin. In Regensburg ist dem Schnupftabak mit dem document Schnupftabakfabrik ein Museum gewidmet.

Wer das Gebäude in der Regensburger Altstadt betritt, glaubt kaum, dass innerhalb der Mauern des riesigen Gebäudekomplexes fast 200 Jahre lang Schnupftabak hergestellt wurde. Ein paar Jahre nach dem Ende der Produktion wurde der Bau saniert. Im großzügigen Eingangsbereich fallen die restaurierten Stuckdecken aus der Barockzeit besonders ins Auge. Der Komplex hat eine lange, wechselvolle Geschichte hinter sich, die bis ins 12. Jahrhundert zurückgeht. Mehrere Jahrhunderte bewohnten Patrizier-Kaufleute den Komplex. Die Familie Bernard, Deutschlands erste Schnupftabakfabrikanten, eröffneten 1812 hier eine Zweigstelle.
Zur Jahrtausendwende ist die Tabakproduktion der Firma nach Sinzing vor die Tore Regensburgs gezogen. Den Schnupftabak bringt man jedoch nie so ganz aus der Stadt. Im Obergeschoss, wo zwei der drei Museumsräume eingerichtet sind, atmen die Wände noch den typischen Duft von Schmalzler und Co. Von Sanierung merkt man hier nur wenig. Die Räume sind ursprünglich, mit rustikalen Holzböden und mit teils braun eingefärbten Stuckdecken. Das Museum ist also zugleich Industriedenkmal.
In den beiden Räumen sieht der Besucher vorindustrielle Geräte und drei Meter hohe Holzbottiche, wo die Fabrikarbeiter den Tabak zum Fermentieren einlagerten. „Die Geräte wurden trotz ihres Alters bis zuletzt benutzt“, erfährt man von Musuemsführerin Ella Hahn. Die Gäste erhalten auf der Führung einen Einblick in den Herstellungsprozess, in die Geschichte des Schnupftabaks, der Fabrik und der Firma. „D’Schnupfn“ wie die Regensburger die Fabrik liebevoll nennen, war ein beliebter Arbeitsplatz für mehr als 300 Mitarbeiter. So legte die Firma früh Wert auf Hygiene und großzügige Sozialleistungen.
Eine Reihe brauner Glasbehälter dominieren den dritten Raum in der unteren Etage des Museums – geheimnisvoll klingt seine Bezeichnung: Alchimistenküche. Hier wirkten die Mitarbeiter mit den besonders feinen Nasen. In den braunen Behältern waren Aromaessenzen gelagert, nach ihrem Empfinden verfeinerten sie den Tabak damit. Neben dem berühmten Schmalzlerfranzl fertigten die Bernards bis zu 40 Sorten. In Nicht-Pandemiezeiten kann sich am Ende der Führung jeder, der sich traut, die nasale Erfrischung bei einem Test von Schmalzlerfranzl und Co. gönnen.

Führungen: Freitags und Samstags jeweils um 14.30 Uhr

Tickets: Im Gebäude in der Gesandtenstraße 5 und im Café Anna sowie unter www.tourismus-regensburg.de/fuehrungen-rundfahrten

Weitere interessante Artikel rund um Regensburg lesen Sie im Bayerns Bestes Magazin, Ausgabe 01/2021.

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Matthias Jell

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