Gràb – Wo die schwarze Seele wohnt

Auch die visuelle Komponente des Albums "Zeitlang" weiß zu beeindrucken. Angefertigt wurde dieses Bild für Gràb von dem oberbayerischen Illustrator Benjamin König.

Das Album „Zeitlang“ der Band Gràb mischt Black Metal mit düsteren bairischen Gedichten. Wer sich darauf einlässt, erlebt eine einzigartige musikalische Reise weit abseits ausgetretener Pfade. Das besondere Element deutet bereits der Name an, denn „Gràb“ steht für das bairische Wort „grau“ oder „alt“.

Bayern und Musik – da denken die meisten wohl zuerst an Blaskapellen und Schlager, vielleicht noch an die Spider Murphy Gang. Aber an Metal? Fehlanzeige. Dabei können auch düstere Themen und bairische Mundart perfekt harmonieren. Das Album „Zeitlang“ der Band Gràb ist das beste Beispiel dafür.

Neun Lieder umfasst das Werk, das im Oktober 2021 erschienen ist. Allesamt im bairischen Dialekt geschrieben. Laufzeit: Über eine Stunde. Allein das namensgebende Stück dauert über elf Minuten. „Zeitlang“ ist definitiv kein Album, das man nebenbei hören kann. Man muss sich darauf einlassen – musikalisch wie inhaltlich. Bayerische Geselligkeit und Lebensfreude sucht man hier vergebens. Alles andere wäre im Black Metal allerdings auch fehl am Platz. Die Texte drehen sich um Themen wie Einsamkeit, Verfall und natürlich den Tod. Zusammen ergeben die Lieder die Geschichte eines alten Mannes, der mit den Jahren des Lebens überdrüssig geworden ist. „Ois geht amoi dahi, warum ned a i?“, fragt er in einem der Texte. Die Menschen sind ihm gleichgültig geworden: „Menschen kemman, Menschen gängan, weil ma am End’ alloa dastängan.“ 

Das Ende einer Reise

 

Als der Boandlkramer schließlich vor seiner Tür steht und ihm das letzte Geleit anbietet, ist er nicht traurig, sondern erleichtert: „Da Mond schaugt mi o und in mi nei, nimmer lang, na lass ma’s sei.“ Gemeinsam ziehen die beiden nun dem unausweichlichen Ende entgegen. „Und an jedn miadn Schritt, macht da Boandlkramer mit“, sagt der alte Mann. Die Reise endet schließlich auf einem Berggipfel, im letzten Lied des Albums bleibt nur ein einzelnes Grablicht zurück. „Im Lem’ koan Freind, vergessn vo da Wäid, a gschund’ner Geist, dem’s Lem’ nix zäid“, sagt der Boandlkramer dort über den Wanderer, der nun im Tod endlich seine letzte Ruhe finden kann.

Wer nun neugierig geworden ist, kann sich „Zeitlang“ auf YouTube anhören

„Zeitlang“ ist definitiv keine leichte Kost. Die Themen sind düster, der schreiend-krächzende Gesang und die musikalische Untermalung sicher nicht jedermanns Sache. Gleichzeitig erzeugt das Album aber eine absolut einzigartige Atmosphäre, die einen beim Zuhören komplett gefangen nimmt. Die bairischen Texte und düsteren Melodien passen ideal zusammen und erzeugen vor dem inneren Auge Bilder von finsteren Wäldern und verschneiten Berggipfeln. Auch bayerische Sagengestalten wie der Nachtkrapp oder eben der Boandlkramer werden lebendig und erinnern daran, dass viele Brauchtümer in Bayern durchaus finstere Ursprünge haben.

Ein Gesamtkunstwerk

 

Dabei kann jedes Lied auch für sich stehen und eine eigene Geschichte erzählen, doch erst zusammen ergeben sie das Bild einer Reise vom Leben in den Tod. Insofern ist „Zeitlang“ ein Musterbeispiel für ein gelungenes Konzeptalbum, welches das Prädikat „Gesamtkunstwerk“ tatsächlich verdient hat – und eindrucksvoll zeigt, dass Bayern viel mehr zu bieten hat als Bier und Blasmusik.

Ein Interview mit dem Sänger und Lyriker von Gràb lesen Sie im Bayerns Bestes Magazin, Ausgabe 01/2022.

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Matthias Jell

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