“Wirtshaussterben? Wirtshausleben!”: Ausstellung im Haus der Bayerischen Geschichte in Regensburg

Eduard von Grützner zeigt eine typische Szene aus einer Münchner Bierbeisl kurz vor der Wende zum 19. Jahrhundert. (Foto: Maximilian Brückner/Haus der Bayerischen Geschichte)

Wohl kein Ort steht so sehr für die Bayerische Gemütlichkeit wie das Wirtshaus. Das Haus der Bayerischen Geschichte in Regensburg widmet dem liebsten Rückzugsort vieler Bayern eine Ausstellung. Eine Institution, die vom Aussterben bedroht ist, wie man gleich zu Beginn erfährt. Dennoch versprüht die Ausstellung „Wirtshaussterben? Wirtshausleben!” einen Funken Hoffnung. Vom 29. April bis zum 11. Dezember ist die Ausstellung zu sehen.

Eine silberne, eiserne Form für das Leberkäsbrät, Bierdeckel, Aschenbecher, Bierflaschen und jede Menge Aktenordner baumeln dem Besucher entgegen, wenn er die Ausstellung betritt. Diese Dinge treten zutage, wenn ein Wirtshaus „explodiert“, wie es der Ausstellungstechniker Friedrich Pürstlinger mit seiner spektakulären Installation darstellen möchte. Insgesamt 400 Wirtshaus-Utensilien hängen an den Fäden. Die Installation veranschaulicht die dramatische Lage der bayerischen Gasthäuser, eine Grafik im Eingangsbereich verdeutlicht das voranschreitende Wirtshaussterben.

Aufschwung im 19. Jahrhundert

 

Doch kein Niedergang ohne vorherigen Aufschwung: Die Ausstellung zeichnet die Geschichte der Gaststätten nach, welche in Bayern im 19. Jahrhundert deutlich aufgewertet wurden. Moderne Hygienestandards, elektrisches Licht und eine Einrichtung im Heimatstil machten Wirtshäuser, Bierkeller, Biergärten und Bierpaläste zum Anziehungspunkt für die Massen. Auf Weltausstellungen trugen Brauer die Wirtshauskultur in die Welt hinaus. Sie galt schnell als Inbegriff Bayerischer Gemütlichkeit.

Wirtshäuser haben immer schon spezielle Typen hervorgebracht, die Bayernausstellung widmet sich den unterschiedlichen Charakteren. Dazu gehört die Schützenlisl, die der Maler Friedrich August von Kaulbach porträtiert hat. Von ihr ist das riesige Originalgemälde ausgestellt. Die Schützenlisl war im echten Leben Coletta Müritz, die als hübsche Kellnerin des Münchner Sternecker-Bräus den Gästen den Kopf verdrehte.

Wirtshaussterben nicht erst seit Corona

 

Die Ausstellung schreibt der Corona-Pandemie durchaus einen Anteil am Wirtshaussterben zu. Doch die Entwicklung begann natürlich viel früher. Als ersten Grund zeigt sie den Siegeszug des Flaschenbieres. Hinzu kommen Promillegrenzen, TV/Internet, das Rauchverbot, Umgehungsstraßen oder der Bau von Vereinsheimen.

Dennoch sind bayerische Wirtshauskultur und Gemütlichkeit weiterhin attraktiv: Am Ende der Ausstellung und auch im 25-minütigen Begleitfilm gibt es Mutmacher, die aufzeigen, wie man noch heute als Wirtshaus überlebt oder eine stillgelegte Gaststätte aus dem Dornröschenschlaf weckt. Gezeigt wird etwa die „Alte Post“ im niederbayerischen Triftern, der Bernd Stöcker neues Leben einhaucht. Er macht daraus eine Kunst- und Kulturstätte mit Biergarten oder auch die Zoiglkultur in der Nordoberpfalz.

Das Haus der Bayerischen Geschichte begeht das Eröffnungswochenende mit einem Auftaktfest. Die Besucher brauchen dann keinen Eintritt zahlen. Nach der Eröffnung durch Ministerpräsident Dr. Markus Söder, geht es am Freitag, 29. April, ab 16 Uhr los. Geöffnet ist bis 21 Uhr. Am Samstag, 30. April, und Sonntag, 1. Mai, öffnet das Museum von 9 bis 21 Uhr seine Türen. Die Ausstellung wird noch bis zum 11. Dezember zu sehen sein. Mit Ausnahme des Eröffnungstages am 29. April kostet der Eintritt an allen anderen Tagen 7,- Euro. Weitere Informationen erhalten Sie unter www.hdbg.de/museum

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Matthias Jell

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