Während der Oster-Kommerz jedes Jahr in Supermarktregalen aufersteht, ist vom jüdischen Hochfest Pessach, in diesem Frühjahr vom 15. bis 23. April, kaum etwas zu sehen. Was und wie wird in Bayern gefeiert?
Pessach erinnert Juden an das Ende der Sklaverei in Ägypten. Da sie nach dem 2. Buch Mose Hals über Kopf das Land des Pharao verließen, blieb keine Zeit das Brot zu säuern. Deshalb wird Pessach auch als “Fest der ungesäuerten Brote” bezeichnet. Bis das siebentägige – in der Diaspora achttägige – Pessach beginnt, muss alles Gesäuerte (Chamez) bis zur letzten Krume aus dem Haus. Anna Zisler, Vorsitzende der Israelitischen Kultusgemeinde Straubing, vergleicht das Prozedere mit einem Frühjahrsputz. “Es ist auf jeden Fall sehr nützlich.” Verdorbenes und Mehlmotten ade!
Jüdisch-Bayerischer Austausch
Für ältere oder alleinstehende Mitglieder sei es wichtig, in der Gemeinde zu feiern, sagt Anna Zisler. Zoom sei kein Ersatz. Außerdem anders seit der Pandemie: “Die Gemeinde ist während der Krise zu einer Art Supermarkt geworden”, sagt Zisler . Die Mitglieder bestellen ihre Matzen in der Straubinger Gemeinde, die das ungesäuerte Brot wiederum von einem Großhändler aus München bekommt. Das muss für die restlichen Tage des Pessach-Fests reichen, an denen ausschließlich Ungesäuertes gegessen wird.
Jüdische Küche im Alltag
Ruth Zeifert von der liberalen Gemeinde Beth Shalom in München wünscht sich mehr Alltäglichkeit: “Einen jüdischen Imbiss dort, einen jüdischen Modemacher hier, einen beiläufigen Vermerk auf der Speisekarte, dass dies oder jenes koscher ist. Es geht darum, in der pluralen Gesellschaft das Neben- und Miteinander zu integrieren und damit eine Selbstverständlichkeit zu leben.” Eines der Beispiele für authentische, jüdische Küche in Bayern ist etwa das koschere Restaurant Einstein in München. Seit 15 Jahren bietet es passende Gerichte zum Pessach-Fest an, sagt Betriebsleiter Sven Tweer: “Jeder, der probieren will, wie das schmeckt, kann bei uns vorbeikommen.” Auf der Karte für das Seder-Menü stehen etwa Hühnerbrühe mit Kneidlach, also Matzeknödel, Kalbsbraten mit Thymian-Sauce, Kartoffelkigl – eine Art Auflauf – mit Wurzelgemüse, dazu Zimes, das sind geschnittene, süß abgeschmeckte Möhren, Bananenkuchen mit Schokoladen-Kaffeecreme und vieles mehr. Hauptsache: nicht sauer, sondern bitter-süß!
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